Nun ist es so weit. Nach über einem Jahr sind wieder zwei Freiwillige im Auftrag der Freunden Baschkortostans vor Ort in Ufa und berichten in regelmäßigen Abständen von ihren Erlebnissen und Neuigkeiten aus der Hauptstadt Baschkiriens und Umgebung. Als Einstieg in die Artikelserie werden sich die beiden neuen Redakteure aber erst einmal selbst vorstellen.
Pascal Gayá Hellfritsch
Mein Name ist Pascal. Ich werde bis Februar 2014 in Ufa bleiben. Ich komme aus Halle an der Saale. Nach meinem Schulabschluss machte ich eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker für Land- und Baumaschinen. Mir wurde aber während der Ausbildung bewusst, dass ich diesen Beruf nicht mein Leben lang machen möchte. Deswegen beschloss ich etwas ganz Anderes zu machen, um mir währenddessen klar zu werden, was ich arbeiten möchte. Und so kam es letztendlich dazu, dass ich mich bei den Freunden Baschkortostans für einen EFD beworben habe. Und jetzt bin ich in Ufa.
Die Ankunft aus den Augen Pascals
Wir kamen am 20.02.2013 in Ufa an und sahen aus den Fenstern im Flugzeug zuerst das Russland, was wir uns vorgestellt hatten, “kahl keine Menschen zu sehen und Wildnis soweit das Auge reicht“. Wir wurden am Flughafen abgeholt und haben unser vorläufiges Quartier bezogen, das ungefähr zwanzig Minuten vom Zentrum entfernt ist. Ufa kann man nicht mit einer deutschen Stadt vergleichen. Alles wirkte auf mich so, als sei hier das reinste Chaos ausgebrochen und alle machen, was sie wollen. Vor allem der Verkehr ist etwas ganz Neues für mich, da man das Gefühl hatte, dass die Russen nie etwas von Spuren, „rechts-vor-links“ oder geschweige denn von roten Ampeln gehört haben. Nach ein paar Tagen jedoch fängt man an, die Ordnung in diesem vermeintlichen Chaos zu erkennen und bemerkt, dass es doch Regeln gibt, an die sich fast alle halten. In den ersten Tagen hatte ich viel damit zu tun, mich an den Tagesablauf zu gewöhnen, was recht schwer war, da ich hier mir den Alltag erst erarbeiten musste. Außerdem haben David und ich versucht, die Stadt zu erkunden, was uns ohne Sprachkenntnisse recht schwer fiel. Der nächste Schritt war es, uns um unsere Russischkenntnisse zu kümmern. Uns wurde an dem Tag, an dem wir unser Büro das erste Mal besichtigt haben auch unsere Russischlehrerin vorgestellt und wir machten Termine fest für die Nachhilfestunden, damit wir schnellstmöglich russisch lernen. Während der Nachhilfe wird nur russisch gesprochen, was für mich einem Wurf ins kalte Wasser gleicht aber so lerne ich wahrscheinlich auch am schnellsten. In Ufa läuft sehr vieles über Bekanntschaften und Freunde – ob es nun die Wohnungssuche oder alltägliche Probleme sind. Kennt man niemanden, hat man es recht schwer hier Fuß zu fassen. Deshalb sind David und ich sehr glücklich über die viele Hilfe, die wir hier bekommen und auch dankend annehmen. Unser nächster Schritt wird es sein, eine eigene Wohnung zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen, um uns endlich einen eigenen Tagesrhythmus anlegen zu können, aber dazu später mehr.
David Witkowski
Mein Name ist David Witkowski. Ich werde für sieben Monate in Ufa bleiben, anders als Pascal, der ein ganzes Jahr hier verbringen wird. Und anders als Pascal und die meisten Mitglieder der Freunde Baschkortostans komme ich nicht aus Halle, sondern aus Iserlohn, einer mittelgroßen Stadt in der Nähe von Dortmund. Nach dem Abitur und einem einjährigen Zivildienst in Frankreich habe ich zwei Semester lang in Berlin Physik studiert. Bald merkte ich, dass ich nicht das richtige Fach studiere und entschied, mich umzuorientieren. Nach Praktika in Nizza bei einer Zeitung, in Warschau bei einer politischen Stiftung und einer Südamerikareise bin ich jetzt schließlich in Ufa gelandet.
Was aber trieb mich nach Russland? Von Russland weiß man viel aus Film und Literatur. Es gibt kaum eine Nation, über die so viele Vorurteile im Umlauf sind wie über die der Russen. Diese Vorurteile vor Ort zu hinterfragen und dieses riesige Land kennen zu lernen ist eines meiner Ziele. Beim Flug über Russland wird zumindest schon einmal das vom russischen Winter bestätigt. Schnee und Eis so weit das Auge reicht. Und das reicht weit aus 10.000 Metern Höhe.
Wir sind jedenfalls bereit. Auf ins russische Abenteuer!