Der Oktober erfreute uns mit einigen warmen Tagen. Und wir beschlossen, unbedingt dieses Geschenk der Natur zu nutzen und eine kleine Reise zu unternehmen, damit wir in Gedanken den an Abenteuern reichen Sommer verlängern konnten. In der Nähe von Halle, ungefähr 10 km entfernt, liegt der Petersberg mit einem Kloster und einer Kirche. Dahin sind wir dann auch mit unseren Fahrrädern fahren. Den ganzen Weg, für den wir etwa eine Stunde gebraucht haben, orientierten wir uns nach dem Petersberger Fernsehturm. Je deutlicher seine Umrisse wurden, desto näher waren wir am Petersberg.
Die Deutschen scherzten, dass man von hier beim guten Wetter das Uralgebirge sehen kann. Das ist natürlich unmöglich, aber Leipzig kann man schon sehen. Besonders wenn man auf den Bismarkturm steigt. In ganz Deutschland gibt es einige von denen, und sie wurden extra dafür gebaut, um von der Höhe die Schönheit der deutschen Länder zu genießen. Hier auf dem Petersberg kann man auch auf der Rodelbahn fahren, eine Art Achterbahn, aber natürlich einfacher. Und natürlich ist die wichtigste Sehenswürdigkeit das Kloster und die Kirche, die im längst vergangenen XII. Jahrhundert erbaut wurden.
Früher gehörten der Petersberg und die umliegenden Territorien den slavischen Völkern. Im XI. Jahrhundert haben sich die Wettiner hier angesiedelt, die vom westlichen Saaleufer vertrieben wurden. Von den ehemaligen Herren fiel ihnen eine kleine runde Kapelle auf dem Petersberg zu. Übrigens hatte sie damals den Namen Lautersberg und bekam ihren aktuellen Namen zu Ehren des heiligen Peter im XIV. Jahrhundert. Der Ort gefiel dem Grafen Dedo IV. von Wettin, und er beschloss, hier ein Kloster zu errichten. Aber er konnte seine Absicht nicht bis zum Ende realisieren. Der Graf starb auf dem Weg nach Jerusalem und die Verantwortung für die weiteren Bauarbeiten oblag somit seinem Bruder Konrad. Zu seinen Zeiten wurde am 7. März 1128 die Gründung des Klosters bestätigt, und es ging in das Eigentum des Vatikans über.
Danach wurde der Bau einer Kirche auf dem Petersberg geplant. Aber er zog sich schicksalhaft für viele Jahre hin. Die nicht fertig gebaute Kirche sollte nach den Plänen von Konrad eine Grablage für ihn und seine Familie werden. Im XII. Jahrhundert wurde das Kirchengebäude in einem Brand stark geschädigt, und im XVI. Jahrhundert bis auf den Grund abgebrannt. In den Ruinen der Kirche ließ der Kurfürst August ein Begräbnishaus bauen, so wie es Konrad zu seinen Lebzeiten wünschte. Da wurden auch Konrad selbst und noch 9 Wettiner begraben. Ein großes Grab aus der Renaissanceepoche ist bis heute erhalten geblieben.
1778 hat Goethe den Petersberg besucht. Die Epoche der Romantik weckte das Interesse an der Geschichte. 1874 erteilte der preußische Kaiser Friedrich Wilhelm den Befehl, die Kirche auf dem Petersberg zu restaurieren. Die westliche und die östliche Seite wurden fast in ihrem ursprünglichen Zustand versetzt. Sehr stark bemühten sich die Architekten Friedrich August Ritter, Karl Wolff und August Stark. In ihrer Arbeit stützten sie sich auf die mittelalterliche Überlieferungen und Abbildungen. 1857 wurde die wiederaufgebaute Kirche eingeweiht.
Heute schmücken das Innere der Kirche ein Thriumphkreuz, eine Sandsteinstatue von Peter (aus dem XVI. Jahrhundert), ein silbervergoldeter Kelch (aus dem XV. Jahrhundert) und eine Madonna aus der Romanikepoche. Das alles zieht natürlich Touristen an. Wenn man auf dem Petersberg ist, ist es schwer, sie nicht zu treffen, sowie auch Leute, die sich im Freien einfach nur erholen möchten. Genauso wie wir, die durch Deutschland mit seinem entzückenden Reichtum reisen.
Dilara Dilmukhametova, 24.10.05