15 Flaschen Wodka aus Polen, Dampflokomotive aus dem Jahre 1944, Traktor Porsche und 20 gebrauchte Feuerwehrjacken – was verbindet diese Sachen? Ihr werdet es nie erraten. Ebay ist es nicht.
Schon seit geraumer Zeit bin ich großer Fan von Ebay. Zum Beispiel kaufe ich dort fast alle meine Tickets von Leuten, welche zum Konzert wollten, aber aus unbekannten Gründen doch nicht können. Die Leute haben jetzt die Wahl die Tickets verfallen zu lassen oder irgendwelchen Freunden zu schenken, welche nicht unbedingt zu diesem Konzert wollten. Oder sie stellen sie zu Ebay und ich schlage zu und kaufe die Tickets meist viel billiger als im Vorverkauf.
Ein anderes Beispiel, ich habe von einem Kumpel eine Xbox gekauft. Eigentlich wollte ich schon immer eine haben, doch war ich zu geizig und brauche ich sie auch gar nicht. Nun, wo ich alleine wohne und der Kumpel diese Xbox verkaufen wollte, habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Ich bin stolzer Besitzer einer Xbox. Diese Freude hielt ungefähr 5 Wochen an, ich spielte immer mal, wenn es regnete. Allerdings regnete es in den letzten Wochen kaum. Trotzdem will ich sie verkaufen, ich habe sie in meinem geliebten Ebay zum Verkauf angeboten. Also biete ich sie nicht nur 3 Freunden, sondern über 20 Millionen Menschen zum Kauf an.
Ein wirklich tolles System, so findet man wirklich für jeden Mist einen Interessenten und kann Sachen für Höchstpreise verkaufen. Diese System verwendet ungefähr jeder zweite Deutsche im Alltag.
Jetzt komme ich zu meinem Einleitungssatz zurück. Deutsche Gerichtsvollzieher, der Zoll oder die Polizei und andere Behörden stellen täglich die komischsten Sachen sicher, haben diese eingelagert und irgendwann vor kleinem Publikum wie vor 200 Jahren mit Hammerschlag versteigert. Jetzt wollen die Behörden «Neuland» betreten (wie Frau Merkel vor kurzem feststellte) und ihre Sachen über eine eigene Plattformen verkaufen – ich habe darüber in der Mitteldeutsche Zeitung gelesen und war wirklich gespannt, was denn deutschen Drogenhändlern weggenommen und dem ordentlichen Steuerzahler verkauft werden soll.
Auf der Seite www.zoll-auktion.de konnte ich interessante Sachen entdecken:
Das Hauptzollamt Berlin verkauft zum Beispiel 15 Flaschen Wodka, 12 Liter Champagner Moet & Chandon, 6 Pakete Kaffee – woher haben sie denn diese Köstlichkeiten, wurde etwa ein illegaler Puff ausgeräumt?
Das Finanzamt Braunschweig verkauft einen Supersportwagen mit 7500 ccm Hubraum, 8 Zylindern, Cabrio – zur Zeit steht das Gebot bei 5200 Euro.
Über die Seite www.justiz-auktion.de verkauft ein Gerichtsvollzieher aus Sachsen-Anhalt eine Dampflok. Diese Lokomotive wurde in Jahr 1944 gebaut, fuhr bereits für Hitler in den Krieg, später spielte sie sogar in einem Film mit – Mindestgebot für dieses Prachtstück liegt bei 30.000 Euro. Einziger Haken an der Sache, man muss dieses zarte 120 Tonnen Objekt selber abholen. Aber eigentlich doch ein Schnäppchen oder? Man bekommt 4 Kilogramm Lokomotive für einen Euro, viel billiger als Hackfleisch.
Ich habe vergeblich versucht, die Preise für konfiszierte Drogen und Schusswaffen heraus zu bekommen, ich weiß doch, dass dies für euch viel interessanter wäre, aber leider wird hier so was nicht verkauft. Das behält die Polizei lieber für sich.
Auf den Kapitalismus! Und vergesst nicht auf meine Xbox zu bieten.
Ilia Nasyrov, August 2013