Die Reise in den Kern Baschkiriens zum jährlichen Sabantui begann mit einer 10stündigen Busfahrt von Ufa nach Baimak.
Baimak ist eine kleine Kreisstadt im Herzen Baschkiriens zwischen Steppe und Ural. Hier wie in den meisten Kreisstädten wird das Sabantui, welches eines der wichtigsten Feiertage für Baschkirien repräsentiert, als Volksfest gefeiert. Direkt übersetzt bedeutet Sabantuie „Fest des Pfluges“ und wird seit einigen Jahrhunderten in Baschkirien gefeiert. Es stellt so eine Art Erntedankfest dar, nur in umgedrehter Variante. Die Götter werden nach der Saat um eine gute Ernte gebeten.
Das Sabantui in Baimak repräsentierte sich wirklich als Volksfest. Es begann bereits früh am Morgen und dauerte bis in die späten Abendstunden. Die eigentliche Eröffnung fand dagegen erst um die Mittagszeit statt. Daran nahmen der Kreisbürgermeister und einige Beamte teil, die einige Bürger ihres Kreises für ihre Arbeit ehrten. Der krönende Abschluss der Eröffnung war die Parade der Kutschen. Jede Kutsche repräsentierte ein Dorf aus dem Landkreis Baimak. Nach der Eröffnung begannen die sportlichen Wettkämpfe unter den Mannschaften und Einzelkämpfern der verschiedenen Dörfer. Man maß sich in den verschiedensten Disziplinen, wie zum Beispiel: Fußball, Volleyball, Schach, Ringen, Boxen und Pferderennen. Und natürlich gab es dafür auch Preise zu gewinnen. Beim Ringen erwarteten den Sieger zum Beispiel ein Schaf und ein Bock.
Das war aber nur eine Seite, die das Sabantui zu bieten hatte. Zum anderen wurde von jedem Dorf eine Jurte aufgestellt. Die Baschkirien waren früher ein Nomadenvolk und Jurten waren ihre transportable Unterkunft. Vor diesen Jurten wurde jeweils über ein bestimmtes Thema wie zum Beispiel über den 60. Jahrestag des Sieges über Deutschland oder aber auch über den Kampf gegen Drogen informiert. Es gab aber auch einige Jurten, die ausstellten, was für ihr Dorf oder Land bezeichnend ist. Die einen zeigten landestypische Gerichte, andere Handarbeiten aus ihrem Dorf. Aber die Jurten an sich haben eine besondere Bedeutung. Man konnte sich frei davor bewegen, aber man musste schon fragen, ob man auch mal einen Blick in das Innere einer Jurte werfen durfte. Das Betreten war allerdings nur ausgewählten Personen vorbehalten, die dort mit einem opulenten Mahl empfangen wurden.
Für Unterhaltung sorgte man aber nicht nur mit den Jurten, sondern auch mit Tanz- und Konzertbeiträgen. Hier wurde der landesübliche Tanz in den verschiedensten Varianten gezeigt und neben baschkirischen Liedern konnte man verschiedenen Stücken auf der Kurai lauschen. Die Kurai ist ein basckirisches Nationalinstrument, das aus der Kuraipflanze geschnitzt wird. Die Kuraipflanze wiederum findet man in der Baschkirischen Nationalflagge.
Auch für die jungen Besucher war gesorgt. So konnten mutige junge Männer sich im Balancieren auf einem Baumstamm beweisen. Dies scheint einfach zu sein, aber dem ist nicht so, denn dieser Baumstamm befindet sich in einem Winkel von ca. 30°-35° und sieht einer Wippe nicht unähnlich. Eine andere Art der Unterhaltung bot der Markt. Hier konnte man sich zum einen mit Mittag- und Abendessen versorgen und zum anderen auch mit Dingen, die vielleicht gerade benötig wurden, wie zum Beispiel Hüten oder Schuhe.
Aber das Sabantuie wird nicht nur in den Kreisstädten gefeiert. Am nächsten Tag findet es noch einmal statt. Dann nämlich schließen sich kleine Dörfer zusammen und veranstalten ein zweites Mal dieses Fest. Was sich in fast der gleichen Art und Weise abspielt wie am Tag zu vor, nur in kleinerem Maßstab.
Das Sabantui direkt in der Steppe von ein paar Hügeln umgeben. Es ist ein Erlebnis, das einem auf ewig in Erinnerung bleibt.
Johanna Schirling, 02.07.05