Am Freitag (19.05.06) findet hier in Ufa das 1. nationale Jugendforum statt. Hauptorganisator ist der Verein Baschkirisch – Deutsches Jugenforum, der von vielen anderen Organisationen und Vereinen unterstützt wird. Auch mein Arbeitskollege Sergej und ich arbeiten, soweit es uns ermöglicht wird, mit. So hatte Sergej die Idee einer politischen Talkshow . Es sollte eine harmlose Talkshow zum Thema Bildung mit drei Vertretern russischer Parteien und jeweils einem von drei drei deutschen Parteien werden. Wir legten uns richtig ins Zeug dafür, bereiteten Präsentationen vor, machten Umfragen, erarbeiteten ein Konzept und planten mit einer kleinen Gruppe Interessierter die gesamte Show. Die Idee war, passive Jugendliche zu mehr Interesse an Politik zu bewegen. Idee und Planung waren sehr gut, nur leider der Ort nicht (ob es nun an Russland im Allgemeinen oder an Baschkortostan lag, bleibt offen. Ich denke jedoch, dass es in Moskau oder Petersburg einfacher durchsetzbar gewesen wäre), denn je näher der Termin rückte, desto mehr Steine wurden uns in den Weg geschmissen. Es wurde immer seltsamer und man spürte deutlich die Ablehnung, aber niemand konnte uns sagen, was denn das Problem war und wer konkret dagegen ist. Ja klar, gab es schon am Anfang Leute, die uns gesagt haben, dass es sicherlich Probleme geben wird. Aber wir wollten etwas verändern; zumindest in einem kleinen Rahmen etwas bewegen. Wir hatten die Chance dazu, denn durch den direkten Vergleich mit Deutschland war nicht zu übersehen, wie sich alle hier der Regierungspartei beugen und sich eigentlich nur um das eigene Leben kümmern. Natürlich war eine der drei russischen Parteien, die Sergej eingeladen hatte, die Regierungspartei, denn wir wollten schliesslich nichts hinter ihrem Rücken verantalten, sondern einfach nur verschiedene Standpunkte zum Thema Bildung aufzeigen. Aber genau das war offensichtlich das Problem, die Jugend sollte sich nicht für Politik interessieren und anscheinend auch nicht die Standpunkte verschiedener Parteien, sondern nur den der Regierungspartei anhören.
Alles in allem konnten wir von der Unterstützung der Organisatoren des Jugendforums nur träumen. Mir schien es, als ob sie einfach nur Angst haben. Man will sich ja nichts verscherzen und wozu sollte man etwas riskieren, wenn man dabei zwar etwas bewegen könnte, doch dafür vielleicht von seiner Macht etwas abgeben müsste. Für mich ist das unverständlich, was da abgelaufen ist. Von Demokratie ist das leider noch weit entfernt. Ein deutsch baschkirisches Jugendforum. Deutsche Jugend engagiert sich, stellt zusammen mit russischen Jugendlichen ein Projekt auf die Beine und muss sich dafür rechtfertigen und dieses sogar verteidigen.
Es war eine enttäuschende, aber wahrscheinlich wichtige Erfahrung. Die Talkshow wird im Rahmen des Jugendforums höchstwahrscheinlich nicht stattfinden, aber vielleicht schaffen wir es in einem anderen Rahmen, denn es gibt durchaus vereinzelte Leute, die keine «Angst» haben und uns unterstützen. Das eigentliche Problem kann man jetzt noch lange erörtern. Aber ich will lieber noch ein wenig über das Jugendforum berichten, da die Idee an sich ja sehr gut ist.
Eröffnet wird es vom sächischen Ministerpräsident Milbradt, der mit einer Delegation aus Sachsen für ein paar Tage nach Ufa kommt. Es werden Fotos zum Thema «Baschkortostan aus den Augen eines Deutschländers» und «Deutschland aus den Augen eines Russländers» ausgestellt. Verschiedene runde Tische zu den Themen: Kinder- und Jugendorganisationen, Berufspolitik im Bereich der Jugend, Drogen, Freiwilligendienste und Unternemehmer, jeweils im Vergleich zu Deutschland werden durchgeführt. Es wird ein Kinderfest stattfinden, sowie eine Ausstellung von Kinderbildern zum Thema «Baschkortostan – Deutschland: Brücke der Freundschaft» und ein DJ-Forum. Im Prinzip ist für jeden was dabei und wer an Deutschland interessiert ist, ist am Freitag bei den verschiedenen Veranstaltungen (z.B. in den Straßen ulica Lenina, ulica Frunse, ulica Puschkina oder am/im Gostiny Dvor und Neftjanik) genau an der richtigen Adresse und HERZLICH WILLKOMMEN.
15.05.06 Katrin Hennig