Nun dies ist meine erste Vorweihnachtszeit ohne meine Familie. Und das in einem fremden Land, wo man auf Weihnachten nicht soviel Wert legt, wie bei uns in Deutschland. Ich muss leider gestehen, dass ich in den letzten Jahren nicht mehr als das wahrgenommen habe, dass es für meine Familie ist. Die einzige Zeit im Jahr, wo wir wirklich mal alle beisammen sind. Ich habe für mich beschlossen, diese Zeit hier nicht zu ignorieren, sondern das Beste aus der Situation zu machen.
Einen guten Anfang hat bereits meine Mutter gemacht, in dem sie mir und meiner Gastschwester Adventskalender hat zukommen lassen. Agnija ist sehr begeistert von dieser Art sich auf Weihnachten vorzubereiten. Für mich bedeutet es so etwas, wie ein bisschen Heimat und dass ich etwas bewahren kann, das ich für Unwichtig erachtet habe, es aber doch nicht ist. Vielleicht habt ihr meinen Artikel von Julia gelesen, einer weiteren Deutschen hier in Ufa. Auch sie lässt sich die Weihnachtszeit nicht nehmen, sondern gibt sie an ihre Zimmergenossen im Wohnheim weiter.
Während um diese Zeit zu Hause fleißig Kekse gebacken werden und die Geschäfte bereits weihnachtlich geschmückt sind, lässt hier nichts darauf schließen, dass es bald soweit ist.
Eine weitere Tradition, die ich hier für mich selber fortführe, sind die Adventssonntage, die ich in den letzten Jahren immer versucht habe zu umgehen. Da wir hier zu dritt sind (ein weiterer Deutscher namens Maik hat sich uns angeschlossen), ist es auch nicht gar so einsam, aber es ist natürlich nur ein schwacher Trost. Wir kaufen ein paar Kekse und machen eine Kerze an, so wie es halt in so gut wie jeden Haushalt in Deutschland gemacht wird. Wir schwatzen und trinken Tee. Dazu kommt, dass sich vor allem Julias Zimmergenossen uns gerne anschließen. Den Nikolaus haben wir auf besondere Art mit einem von mir selbst gekochten Essen gefeiert.
Verstehen kann meine Gastfamilie es glaube ich nicht so richtig, was der Sinn davon ist, aber sie akzeptieren es. Es ist schwer, jemanden begreiflich zu machen, warum diese Zeit so besonders wichtig ist. Es liegt in unserer Erziehung und in unserem Gesellschaftsbild begraben. Wir sind mit dieser Tradition aufgewachsen, aber für sie ist es nur Spaß. Aber letztendlich ist es nicht wichtig, was sie über das denken, was wir hier machen, sondern wie wir darüber denken.
Johanna Schirling, 18.12.04