Es war sehr still. Auf der Erde lag Nebel, so dick, dass man schon in zehn Schritten Entfernung nichts mehr sehen konnte. Die Vögel waren taub. Ganz leise rauschten die Bäche. Nur das stampfende Geräusch unserer Schuhe auf den Betonplatten war zu hören. Aber auch diese Laute schienen sich zu entfernen, langsam zu verschwinden, schienen gar nicht mehr vorhanden
Der Brocken ist die höchste Berg im Harz. Seine Höhe beträgt ungefähr 1142 m über dem Meeresspiegel. Nach einer Legende ist es der Brocken, wo vier mal im Jahr das Böse seine Sabbate feiert, und genau dahin ist Bulgakows (russ. Schriftsteller) Hexe Margarita geflogen. Wir haben uns entschlossen, diesen Berg zu besteigen.
Als Erstes stand Wernigerode auf unserem Plan. Es ist eine kleine, stille Stadt, sehr gemütlich und sehr schön. Auf ihren Straßen befinden sich seltsame Plastiken. Dort steht auch das offiziell anerkannte kleinste Haus Deutschlands. Es ist wirklich nicht sehr groß. Es ist schwer zu glauben, dass ein normal großer Mensch darin wohnen kann.
Selbstverständlich gibt es auch Hexen in Wernigerode. Es gibt sehr viele und ganz unterschiedliche von ihnen, kleine und große, hässliche und sehr hässliche, und sie sind überall im Ort. Sie stehen vor Cafés, in verschiedenen Geschäften, sitzen auf Fahrrädern, an Straßenschildern, auf den Straßenlaternen, auf den Autos…
Aber von hier aus kann man die Gipfel des Brockens nicht erreichen. Doch es gibt ja einen Touristenzug. Allerdings kostet dieser auch nicht wenig. Es lag nicht daran, dass wir kein Geld hatten, sondern wir wollten einfach ein bisschen laufen. Man erklärte uns, dass der Brocken auch zu Fuß zu erreichen sei, der Weg dahin nehme seinen Anfang jedoch in der Nachbarstadt Ilsenburg.
Ilsenburg erschreckte uns irgendwie. Stellt euch bitte vor: Es ist eine vollkommen ruhige Stadt mit Häusern, Autos und trotzdem ohne Menschen auf den Straßen. Gar keine! Die Straßen sind leer, die Geschäfte sind zu, die Autos stehen… es hinterlässt einen unheimlichen Eindruck. Um es vorwegzunehmen: Am ganzen Tag sahen wir vielleicht zehn Menschen zu Fuß und ungefähr genauso viele in Autos. Komisch, wa? Wenn ich alt und reich bin, dann ziehe ich nach Ilsenburg um. :)))
Auf dem Weg nach oben kam uns alles ganz malerisch und irgendwie herbstlich vor. Ich weiß nicht, vielleicht fanden wir keinen Gefallen am Wetter (vom grauen Himmel fiel Sprühregen, der manchmal in richtigen Regen überging), aber… Es war trotzdem angenehm auf dem rötlichen Teppich aus Laub zu gehen, zu hören, wie das Laub unter den Füßen raschelt und sich einen Bach, der irgendwo unter uns dahinfloß, anzuschauen. Dann sahen wir Wasserfälle, sogar eine ganze Kaskade von ihnen. Sie waren nicht groß, jedoch reißend schnell. Sie tosten so heftig, dass man einander manchmal nicht mehr hören konnte und sich anschreien musste. Langsam wurde der Weg immer steiler. Es wurde kälter. Der Wald war wirklich düster und undursichtig. Und plötzlich hörte alles auf. Die Bäume weniger und weniger. Der steinbedeckte Pfad wurde zu einer breiten Straße aus Betonplatten, die steil nach oben führte. Wer und wozu sie gebaut hatte, war und ist unklar. Vielleicht die Hexen. :)))
Auf jener Höhe gab es Nebel. Und doch es war kein Nebel, sondern eher eine Wolke. Ja genau, wir waren inmitten einer Wolke :))) Jetzt können wir sagen, dass es darin sehr feucht und kalt und sehr still ist. Man bekam das Gefühl allein auf der ganzen Welt zu sein, der erste Mensch auf der Welt…
Natürlich lag dort auch Schnee, und wir durften die Möglichkeit, vom Winter Abschied zu nehmen, einfach nicht verpassen :)))
Der Rückweg war schnell vorbei. Wir waren müde, aber zufrieden. Wir lachten, singen alle möglichen Lieder, an die wir wir uns erinnern konnten. An diesem Tag legten wir wahrscheinlich nicht weniger als 35 Kilometer zurück. Der Tag endete für uns mit einem einfachen, schnell zubereiteten gemeinsamen Essen. Am nächsten Tag dann erwartete uns unsere Arbeit, unser Studium…
D. Mukhametkulov, A. Vasiliev, 25.04.06