Die Paddeltour 2005 mit 15 russischen und 16 deutschen Teilnehmern, war schon ein Erlebnis. Sie fand vom 07. bis 16.08.2005 statt. Es wurde viel gelacht, gesungen und gescherzt.
Das wohl erste große Ereignis für die Deutschen waren die Busse, mit denen es 400 km über russische Straßen ging, wobei man leider nicht für alle einen Sitzplatz hatte und sich viele mit dem Boden zufrieden geben mussten. Aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Ebenso wenig, wie die Tatsache, dass einer der beiden Busse kurz vor dem Ziel im Fluss stecken blieb. Im Gegenteil, es war eher eine Herausforderung an die männlichen Teilnehmer zu beweisen wie stark sie sind. Leider ging es am Ende doch nur mit Hilfe eines PS-starken Lasters. Das war schon mal ein erster Eindruck, wie die Dinge hier in Russland gehandhabt werden. Und auch eine musterhafte Haltung bei starkem Regen wurde den Deutschen bereits am ersten Abend von der russischen Seite demonstriert.
Mit der Paddeltour ging es richtig erst am zweiten Tag los. Nach frühem Aufstehen mussten erstmal die Boote aufgebaut werden. Danach wurden die Bootsführer bestimmt und die Boote zu Wasser gelassen. Und dann fing die Erholung richtig an, denn es waren nur 60 km in den verbleibenden 9 Tagen zu bewältigen. Was nicht wirklich eine Anstrengung war, da wir bereits am ersten Tag 15 km, natürlich immer mit Hilfe der Strömung, davon schafften.
Das Schwierigste war wohl jedes Mal einen Rastplatz zu finden, der unseren Ansprüchen genügte. Der erste auf dieser Reise fand allgemeinen Anklang, denn er bot auch einmal die Möglichkeit, sich ein bisschen Ruhe zu gönnen, wenn man sie suchte. Und an diesem Tag fing auch die Routine an, die einen bei jedem neuen Rastplatz erwartete. Boote entladen und sichern, Vorräte sichten und sichern, Zelt aufbauen und einrichten, Holz holen und Essen kochen. Wobei bei letzterem die klassische Verteilung von Frau und Mann herrschte.
Damit einem bei der Paddeltour auch auf keinen Fall langweilig wird, was eigentlich gar nicht möglich ist, da immer etwas los ist, gab es bestimmte Aufgaben zu bewältigen. An diesem ersten richtigen Paddeltag musste man einen Namen für sein Boot finden, dabei kamen solche Kreationen wie “goldener Trottel” oder “Gummipuppe” heraus.
Der erste Tag hat viele soweit geschafft, dass sie schon früh zu Bett gingen und auf die Feier am Abend verzichteten. Diese abendlichen Feierlichkeiten sollten zur Regel werden. Am dritten Tag war schon Routine in den Tross eingekehrt. Die Bootsbesatzung, die Küchendienst hatte, stand um 8 auf und bereitet für die anderen das Frühstück vor. Dann hieß es wieder, alles einpacken und die Boote beladen und auf die wilde Fahrt. Nach gut 5 Stunden “wildem” Paddeln wieder anlegen und alles wieder abladen, aufbauen und essen machen.
Abends war wieder Lagerfeuer angesagt und man lauschte den manchmal traurigen und manchmal feurigen Liedern der russischen Teilnehmer. Aber eins durfte bei dieser Fahrt natürlich nicht fehlen – der für Russland typische Wodka. Einige gönnten sich an diesem Abend etwas mehr, da sie wussten, dass am nächsten Tag keine Boote beladen werden mussten, da ein Ruhetag angesetzt wurde.
Der Ruhetag bot erstmals die Möglichkeit, die schöne Natur des Vorurals näher zu untersuchen. Viele der deutschen Teilnehmer machten sich um die Mittagszeit auf, den kleinen Berg auf der gegenüber liegenden Flussseite zu besteigen. Am frühen Abend stand dann die Banja an. Eine ganz neue Erfahrung für alle Deutschen. Im Prinzip lässt es sich ein bisschen mit der deutschen Sauna vergleichen, ist dann aber doch wieder anders, wenn man direkt im Ural vor der Bjelaja in einer selbst gebastelten Schwitzhütte hockt und sich mit Birkenzweigen schlägt. Eine weitere kleine Überraschung für die Deutschen war die folgende Aufgabe namens “Der geheime Freund”. Man zog einen Namen und musste nun bis zum Ende der Paddeltour diesem Freund kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten zukommen lassen. Am Anfang wurde dieses kleine Spiel nicht besonders ernst genommen, aber mit den Tagen steckt man immer mehr Mühe in die selbst gebastelten Geschenke.
Bereits am fünften Tag der Paddeltour, hatten wir mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht und jeder hatte sich irgendwie in die Gruppe eingelebt. Allerdings kam es an diesem Tag, nachdem wir wieder auf einem neuen Rastplatz gelandet waren, zu einem kleinen aber einschneidenden Ereignis bei einem der deutschen Teilnehmer. Seitdem war für jeden das Berühren der großen Axt verboten. Allerdings waren wir so gut ausgerüstet, dass wohl nicht mehr als eine Narbe übrig bleiben wird, die diesen jungen Mann auf ewig an Russland erinnern wird. Und keiner von uns wird wohl den Blut verschmierten Holzklotz, der wie aus einem Horrorfilm aussah, vergessen.
Ein Glück für unseren Unglücksraben war, dass auch der nächste Tag wieder ein Ruhetag war, der wirklich sehr ruhig abgelaufen ist. Außer den üblichen Essens- und Banjavorbereitungen war nur Erholung angesagt.
Das war auch nötig, denn am nächsten Tag musste mal wirklich gepaddelt werden, da eine Führung in einer der größten Höhlen Europas geplant war. Wir haben uns dafür wirklich ins Zeug gelegt, aber nach Meinung vieler hätten wir nicht unbedingt so schnell sein müssen, denn leider war diese Höhle nicht ganz so interessant wie alle gehofft hatten.
Die erneute Suche nach einem Rastplatz war dann doch etwas schwieriger, denn wenn man glaubt, dass man im Ural alleine ist, so hat man sich eindeutig geirrt. Aber erschöpft haben wir dann doch noch ein Plätzchen für uns gefunden.
Jeder fieberte dem nächsten Tag entgegen, denn nun stand nur noch ein einziges Mal das Be-und Entladen der Katamarane bevor. Die letzte Strecke war nur noch 2 km lang und somit war einfach nur treiben lassen das Ziel aller.
Der neue und letzte Rastplatz sollte uns für 2 Tage beherbergen und fand allgemeine Zustimmung durch seine doch nahe Lage von 3 km zu einem Dorf. Dieses kleine Dorf wurde dann auch so gleich von 10 Deutschen überfallen und der kleine Laden geplündert. An diesem Abend stießen noch ein paar Nachzügler zu unserer Truppe, die leider für den Splav keine Zeit hatten, wodurch ihnen garantiert eine wunderschöne Landschaft entgangen ist. Und am Abend löste man endlich das “Geheime Freund”-Spiel auf. Einige hatten bereits vorher herausgefunden, wer sie beschenkt hat, aber die meisten waren ahnungslos.
Am nächsten Tag erwartete uns noch eine Überraschung: der Staatliche Baschkirische Fernsehsender begleitete unseren Trupp den letzten Tag und lies sich die Meinung einiger Deutscher über den Ural und Baschkirien mitteilen. Einer der Punkte, welcher den Deutschen sehr am Herzen lag, war das Umweltproblem, denn der Müll wird oftmals einfach nur zurück gelassen, bestenfalls wird er vergraben. Das verschandelt nicht nur die Natur, es vergiftet sie auch. Nur leider wurden die Sequenzen mit diesem Thema nicht übersetzt.
Den krönenden Abschluss dieser Paddeltour, bildeten die Hochzeiten zwischen einem deutschen Teilnehmer und einer russischen Teilnehmerin und umgedreht. Auch dieses Ereignis wurde von der Kamera festgehalten und belustigte alle zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Nach einer langen Nacht bauten alle am nächsten Tag zum letzten Mal die Zelt ab und räumten ihre Sachen zusammen, denn die Busse warteten schon auf uns. Nach einer letzten Portion Schaschlik ging es dann wieder holpernd zurück nach Ufa.
Jeder der Teilnehmer, ob von der russischen oder der deutschen Seite, hat etwas von dieser Reise mitgenommen, und es sind nicht nur Erinnerungen sondern auch Freundschaften.
Johanna Schirling, 29.08.2005