Im Dezember vergangenen Jahres bereisten Kris, Ira und Borja aus Voronezh Deutschland, um hier Freunde in Berlin und Halle zu besuchen. Aus der Fülle von Erlebnissen und Eindrücken, die sie von ihrer allerersten Reise hierher mitbrachten, entstand bereits im Februar der folgende Erlebnisbericht…
Heute ist Deutschland für Millionen Russen ein glückliches Land mit hohem Lebensstandard. Hoher Lebensstandard bedeutet für sie eine Fülle an materiellen Gütern. Diesen materiellen Gütern laufen meine Landsleute nach, wenn sie nach Deutschland kommen. Doch es ist leider nicht so einfach, wie sie es gerne hätten. Das kommunistische Regime und all seine Nachteile, auch der so genannte Eiserne Vorhang, sind in der Vergangenheit geblieben, aber für meine Landsleute gibt es immer noch viele Hindernisse, um ins westliche Ausland, darunter auch Deutschland, zu kommen. Eins der größten ist die Armut vieler Bürger. Der größte Teil der Russen schafft es mit viel Mühe, seine eigene Existenz und die der Familie zu sichern, dabei kommt eine Auslandsreise gar nicht in Frage. Hier fällt mir eine Erzählung von Richard Brotigan „Urlaub in Deutschland“ ein, wo er schreibt, sein Einkommen sei zu gering, um sich solch einen Urlaub zu leisten. Aber einmal habe er zwei deutsche Touristen in seinem Heimatland, in den USA, mit dem Bus reisen sehen. Die Situation ist typisch, und in diesem Sinne kann man viele Russen mit diesem bekannten amerikanischen Schriftsteller vergleichen. Über lange Zeit war auch ich in derselben Lage gewesen, bis ich vor einigen Jahren ein paar deutsche Jugendliche kennen lernte, die nach Russland zum Studieren gekommen waren. Durch diese Bekanntschaft kam es zu regelmäßiger Kommunikation, woraus eine feste Freundschaft wurde, was dann dazu führte, dass noch ein paar Slawen Deutschland besuchten. Und einer von ihnen hat sogar den Mut gefasst, einen Artikel darüber zu schreiben. Ich behalte mir vor, dass ich es als Antwort auf einen Vorschlag mache, den ich nicht ablehnen konnte…
Noch ein wichtiger Punkt ist die deutsche Politik den Gästen aus Russland und anderen Staaten mit schwacher Wirtschaft gegenüber. Die deutschen Beamten haben begründete Angst vor meinen Landsleute. Nach Westen zu flüchten ist der sinnlichste Traum vieler Russen. Ein Zeugnis dafür ist die Zahl der Russen in Berlin – 30.000. Wenn es keine Beschränkungen von Seiten des deutschen Staates gäbe, wäre sie noch größer. Eine vernünftige Politik seinen Bürgern gegenüber verwandelt sich für Russen in fast unüberwindbare Isolation. Ich weiß es, denn ich habe alle Ausländer gefragt, mit denen ich mich unterhielt. Sie konnten alle einige Länder besuchen, und es ist für sie in Ordnung. Unter meinen russischen Bekannten sind ganz wenige, die im Ausland gewesen sind. Meistens sind es kurze Reisen mit einem Touristenvisum, man wohnt im Hotel und während einer Stadtrundfahrt sieht man die Sehenswürdigkeiten. Wie kann man ein Land, sein Leben verstehen, wenn man es aus dem Fenster eines Busses sieht?
Das Busfenster gleicht einem Bildschirm. Die Landschaften dahinter sind nur Bilder in einer Fernsehsendung. Glücklicherweise sind wir solch einem Schicksal entkommen. Am Anfang konnten wir kaum glauben, dass wir nach Deutschland gekommen sind und dass es wirklich existiert. Wenn man sein ganzes Leben lang in nur in einem Land verbracht hat, scheinen alle anderen nur bunte Flecken auf der Weltkarte und Orte aus gelesenen Büchern und gesehenen Filmen zu sein. Doch nun geht man selbst durch die Straßen des unbekannten, neuen Landes, und jede Einzelheit überrascht. Alles ist vollkommen real und lässt keinen Zweifel an seiner Existenz. Dadurch wird man sogar ein bisschen crazy. Man beginnt dumm zu lachen und den Freunden zuzurufen: „Guckt, ein Deutscher fährt Rad!“ Fast alles kommt einem verwunderlich vor; dass es ein Deutscher ist, dass er Rad fährt, oder dass es ein Ernst-Thälmann-Denkmal gibt, dass an der Kreuzung eine Ampel steht und darauf ein lustiges Ampelmännchen mit einem Regenschirm zu sehen ist. Du überquerst die Straße bei Rot, wie du es gewöhnt bist, und der Fahrer hupt dir gar nicht nach, sondern hält an und wartet, bis du auf der anderen Seite bist. Beim nächsten Mal schämt man sich und überquert die Straße nur bei Grün, man geht dem lustigen deutschen Ampelmännchen entgegen.
Nach kurzer Zeit ist man überüllt mit Eindrücken. Es kommt dann der Zustand, der als Kulturschock bezeichnet wird. Um nicht durchzudrehen, werden die Gefühle stumpfer. Trotzdem wundert man sich noch.
Am ersten Tag hat es unserer Vorstellung, dass Deutschland ein sehr komfortables Land sei, einen richtigen Schlag versetzt! Auschlag dafür gab das Heizsystem in den alten Häusern. Wir konnten uns kaum vorstellen, dass wir im Zentrum Berlins den Ofen mit Brettern von Holzkisten und Kohle, die in schweren Packen aus dem Keller holten, heizen würden. Genauso schwierig lässt es sich vorstellen, dass man früh nach dem Aufstehen einen warmen Pulli anziehen muss. Später waren wir in vielen deutschen Häusern und haben uns vergewissert, dass ein solcher Anachronismus nicht überall herrscht. Es gibt viele normale Wohnungen mit Zentralheizung, was mich aber auch traurig gemacht hat. Denn es ist ganz romantisch, einen Ofen mit Kohle zu heizen.
Einmal sind wir in einer Synagoge gewesen. Es war eine alte Synagoge im Zentrum Berlins, ihr kennt sie wohl, ich habe vergessen, wie sie heißt. Jetzt befindet sich dort ein Museum und es gab viel Interessantes zu sehen. Wieder einmal habe ich bedauert, dass ich kein Wort Deutsch kann. Ich erwähne diese Synagoge aus folgendem Grund: Man hat einem Freund von mir und mir selbst unsere Taschenmesser (Marke „Victorinox“ aus der Schweiz) abgenommen, d.h. sie wurden am Eingang beschlagnahmt. Der Wächter – ein großer Kerl in Zivil – hat gegrinst, und nachdem er mein Messer in seiner Hand ausgewogen hat, sagte etwas auf Deutsch zu seinem Partner. Danach steckte er unsere Messer in Plastiktüten und legte sie auf in Regal. Wozu? Dachte er etwa, wir sind gekommen, um jemanden zu schlachten oder irgendein Ausstellungsstück beschädigen? Man hat uns unsere Messer zurückgegeben, als wir wieder gingen.
Nach einigen Tagen habe ich einen russischen Bekannten im Krankenhaus in Halle besucht. Das habe ich mit großer Neugier getan, weil ich, ehrlich gesagt Arzt, bin. In ein russisches Krankenhaus reinzukommen ist nicht leicht. Am Eingang steht für gewöhnlich ein Wachmann. Manchmal fragt er nach einem Passierschein und bittet, den Mantel u.ä. abzulegen, sowie die Schuhe auszuziehen. Die geschäftstüchtigen Garderobenfrauen können dabei etwas Geld machen und den Gästen Schuhüberzüge verkaufen. Es war für mich interessant, wie es in Deutschland aussieht. Es gab weder einen Wächter, noch eine Garderobe, oder habe ich sie gar nicht bemerkt, was im Prinzip dasselbe ist. So sind wir sofort von der Straße in die Abteilung (sogar in die chirurgische Abteilung!) gekommen, so, wie wir waren: mit Jacken und schmutzigen Schuhen. Während wir die Treppe hinauf und durch den Korridor gingen, sind wir einigen Leuten in weißen Kitteln begegnet, aber niemand von denen wollte uns fragen, wohin und wozu wir so gehen. Dann betraten wir das Krankenzimmer. Dort waren vier Menschen untergebracht. Einer von ihnen ist der Mann unserer neuen Bekannten. Sie ist Deutsche und staunte darüber, dass dort vier Menschen sind. Wie ist es möglich, in einem Zimmer mit noch drei Kranken zu sein! Mir selbst ist es unverständlich. In Russland sind die Krankenhäuser voll, in jedem Zimmer sind manchmal bis zu zehn oder fünfzehn Kranke untergebracht. Außerdem gibt es keinerlei freie Betten, so daß man Kranke auch im Korridor unterbringt. Manchmal muss man statt Betten zwei Sessel zusammenschieben.
Dann gingen wir aus dem Krankenzimmer hinaus und in den Aufenthaltsraum, wo aber alle Plätze besetzt waren. Nicht weiter schlimm, man kann sich auch im Korridor unterhalten. Wir setzten uns auf Stühle und auf den Fußboden und plauderten so miteinander. Ärzte und Krankenschwestern gingen an uns vorbei, aber niemand forderte uns auf aufzustehen. Endlich sagte eine Krankenschwester etwas zu uns Auf-dem-Fußboden-Sitzenden. Doch mit einem Lächeln auf den Lippen warnte sie uns nur, dass es auf dem Fußboden kalt ist und man sich erkälten kann.
Vor kurzem habe ich mich auch auf den Fußboden in einem Krankenhaus in meiner Heimat gesetzt, natürlich nicht in dem Krankenhaus, wo ich arbeite, es ist doch sehr unanständig! Der Fußboden ist dazu noch sehr schmutzig, man spuckt, wirft Müll darauf, und ich trage doch einen weißen Kittel. Ich habe mich in einem anderen Krankenhaus auf den Fußboden gesetzt, wohin ich meine Mutter begleitet habe. Während sie vom Arzt untersucht worden ist, habe ich im Korridor gewartet und Musik aus dem Walkman gehört. Ich wollte mich irgendwo hinsetzen, aber es gab keine Stühle, also legte ich meinen Rucksack auf den Fußboden und setzte mich drauf. Dann lief an mir ein Arzt vorbei, den ich kannte. Er bemerkte mich und flüsterte mir empört zu: „Steh sofort auf, bring mich nicht in Verruf!!!“
Die zwei letzten Situationen zeigen sowohl die Sitten der Gesellschaft, als auch ihre Ordnung. Die Russen haben Angst vor tschtetschenischen Terroristen und versuchen, Vorsichtsmaßnahmen gegen sie zu treffen: man stellt Wachmänner ein und ruft zu Wachsamkeit auf. In Deutschland werden keine Krankenhäuser und Schulen angegriffen, keine Häuser gesprengt, als Folge gibt es keine scharfen Maßnahmen. Obwohl es deshalb umso unverständlicher ist, wozu die Wachmänner im Museum sind, wozu man Messer abnimmt.
Man hat mir noch erzählt, dass man keine Polizisten in die Konzerte schickt. Denn das soll nur in Jugendlichen aggressives Verhalten auslösen. In Russland ist die Miliz immer bei Konzerten dabei, und wenn eine Band wie „Grazhdanskaja oborona“ (eine Punk-Band) auftritt, dann sind Spezialeinheiten der Miliz mit Helmen, Gummiknüppeln und Schildern im Einsatz. Man muss auch sagen, dass die Miliz auf keinen Rücksicht nimmt: Wenn dein Benehmen jemandem von ihnen nicht gefällt, zerrt man dich an den Haaren und mit deinen Armen auf dem Rücken aus dem Saal.
Als ich im Aufenthaltsraum war, habe ich viel Zeit am Fenster verbracht. Gedankenvoll habe ich die Landschaft beobachtet, und dann hob ich romantisch die Augen zu den grauen Wolken (oder zum blauen Himmel, das hing vom Wetter ab) empor und sagte vor mich hin: „ Der Himmel über Berlin“. Natürlich sagte ich das, als ich in Berlin war, es wäre ja dumm das in Halle oder Wernigerode zu sagen. Diese Worte sagte ich nicht nur einfach so: Es gibt einen guten Film gleichen Namens von Wim Wenders. Diesem Wim Wenders ist übrigens einer meiner Freunde während unserer Reise auf irgendeiner Ausstellung begegnet… er habe sich neben ihn gesetzt und für sich ein Getränk bestellt. Mein Freund hat ihm „Hallo“ gesagt und jetzt erzählt er allen, dass er mit Wim Wenders getrunken hat.
Außer dem Himmel habe ich das eine Mal noch etwas anderes aus dem Fenster gesehen. Eines Morgens in der kalten Wohnung, der Ofen war noch nicht geheizt, ging ich zum Fenster, um auf das Thermometer zu sehen. Es hat immer dieselbe Temperatur gezeigt – zwölf Grad. Vielleicht weil die Küche nie Wärme vom Ofen, der im Schlafzimmer steht, abbekommen konnte. Als meine Neugier befriedigt war, wollte ich schon zu meiner lockend heißen Tasse Tee zurückkehren, und in diesem Augenblick bemerkt ich etwas Interessantes. Auf dem Balkon war ein Jugendlicher mit langen Haaren und mit einer Pfeife und begann zu rauchen. Aber er hat es so ungewöhnlich gemacht, er hat den Rauch tief eingeatmet, in den Lungen ihn gehalten. Daraus konnte ich schlussfolgern, dass es kein Tabak ist. Wir wollten ein Foto von ihm machen, aber er sah uns und verschwand schnell. Es war uns peinlich, dass wir dem Mann keine Ruhe beim Rauchen gelassen hatten.
Was asoziales Benehmen in Deutschland angeht, so ist mir eine Gruppe betrunkener Männer in einer Straßenbahn im Gedächtnis geblieben. Sie fuhren schwarz und redeten laut und lachten. Sie hielten aus irgendwelchem Grund einen von uns für einen Schaffner und lachten noch lauter. Sie schüttelten ihre leeren Geldtaschen und Bierflaschen und sagten, das wären alle ihren Papiere. Das waren coole Typen.
Es ist schwer verständlich, warum in den Straßen so viele verlassene, zerstörte und unbrauchbare Häuser stehen. Warum renoviert man sie nicht, warum baut man an ihrer Stelle keine neue Häuser? Wir kamen in eins solcher Häuser in Halle rein. Da war überall Dreck, auf dem Fußboden lagen zerbrochene Flaschen und benutzte Spritzen und an der Wand waren Anarchie-Zeichen. Es ist genauso, wie in Russland.
Ehrlich gesagt hat der materielle Wohlstand unsere Erwartungen getroffen. Ein Zeugnis dafür waren die Sachen, die man als Müll wegwirft. Wir haben in Berlin einen ziemlich guten Schrank auf der Straße und nach ein paar Tagen in Halle Sitzmöbel gefunden. In Russland hätte man so was nicht weggeworfen.
Ich habe festgestellt, dass auf den Straßen tatsächlich weniger Müll liegt als in Russland, sowohl Zigarettenreste, als auch andere Arten von Müll. Andererseits hat mich die Anzahl der Mülltonnen überrascht, besonders ihre Spezialisierung: Es gibt Container für Biomüll, für Plastik und für Glas (getrennt nach Dunkel-, Hell- und Grünglas).
Der Leser muss aber nicht denken, dass ich das Ganze hier schreibe, um Deutschland in Verruf zu bringen. Zigarettenreste, Müllbehälter und verlassene Häuser sind nur ein Teil der in jeder anderen Hinsicht tollen Landschaft. Unsere deutschen Freunde haben für uns ein sehr interessantes Kulturprogramm vorbereitet. Im Laufe der dreizehn Tagen, die wir in Deutschland verbrachten, waren wir in fünf Städten, fuhren an die Ostsee, badeten dort und nahmen an einer Fahrradtour teil. Wir sahen durch eine Spalte in der Berliner Mauer. Wir besichtigten alte Schlösser und Kirchen, sowie eins Häuser von Hundertwasser, spazierten im Park von Schloß Sans-Souci und besuchten das Sanatorium der nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft durch Freude“. Wir haben Bisamratten, Enten und Schwäne mit Schokolade aus unseren Händen gefüttert. Wir sind zum Gottesackerfriedhof in Halle gegangen, und wir haben keinen Kinderspielplatz ausgelassen. Wir haben nicht weniger als Tausend Biersorten gekostet, und viele davon haben uns sehr geschmeckt (z.B. „Jever“). Wir haben spät am Abend Wein in einem Park in Kreuzberg getrunken und uns die Glocken einer katholischen Kirche angehört. Wir sind sogar in der russischen Banja gewesen, und haben danach einen Vortrag von der Reise eines unserer Freunde nach Peru gehört und vieles mehr.
Wenn man über alles schreibt, wird es ein ganzer Roman. Denn es gibt sehr viele Einzelheiten, über die man erzählen will.
Hier in Russland haben uns viele nach verschiedenen Sehenswürdigkeiten gefragt. Natürlich haben wir auch die besichtigt. Aber das ist nicht die Hauptsache. Deutschland selbst ist eine große Sehenswürdigkeit. Man hat so ein Gefühl gehabt, als ob man ständig in einem riesigen Museum sei und nicht aus ihm raus geht. Man brauchte keine Ausstellungen zu besuchen: Die Ausstellungsstücke sind immer um dich herum. Das ist auch einer der deutschen Charakterzüge: Sie kümmern sich um die kleine Dinge, die sie täglich umgeben.
Es gibt da diesen großen Irrtum über nationale Besonderheiten. Wie stellen sich Russen für gewöhnlich einen Deutschen vor? Der Deutsche ist pedantisch, punktuell, er mag Bier und Würstchen. All das ist selbstverständlich Schwachsinn. Viele Deutsche mögen kein Bier. Viele verspäten sich ständig. Zu Hause herrscht Unordnung bei einigen. Hier lohnt sich der Gedanke an ein alte Erkenntnis: Jeder Mensch ist eine Persönlichkeit. Trotzdem haben wir schon einen Gesamteindruck bekommen: Die Deutschen sind demokratischer, als die Russen. Sie ziehen sich an, wie es ihnen gefällt. Sie verwenden weniger Kosmetik, fahren Rad. Generell haben wir den Eindruck bekommen, dass die Deutschen freier sind und ohne Rücksicht auf die Gesellschaft leben. In dieser Hinsicht gibt es für Russen viel zu lernen und nicht nur in dieser… Die Russen sprechen gern über die geheimnisvolle russische Seele, ihre Freigiebigkeit und ihre weite Natur, es gibt sogar die berühmte sprichwörtliche russische Gastfreundschaft. Jedoch kann ich feststellen, dass die Deutschen nicht weniger gastfreundlich sind. Wir wurden überall wie Könige begrüßt: Man hat selbst auf dem Fußboden geschlafen, damit wir im Bett schalfen können. Jeden Tag sind wir satt gewesen, wir haben solch leckeres Essen gegessen, wie wir es zu Hause nie gekostet haben. Die Eltern einer Freundin von uns, bei denen wir drei Tage lang zu Gast gewesen sind, haben uns gesagt, ihre Tochter wäre in Russland sehr gut aufgenommen worden und sie freuten sich diese Gastfreundschaft erwidern zu können. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen peinlich gewesen, weil mein eigenes Benehmen nicht so makellos gewesen ist. Was konnte sie ihnen erzählt haben? Etwa, dass ich ihre Wurst aus dem Kühlschrank gegessen habe? Im Großen und Ganzen hat man mir also, was Höflichkeit betrifft, Unterricht gegeben.
Natürlich ist das noch nicht alles. Es gibt noch viel mehr verschiedene Eindrücke und Erinnerungen. Es plagt mich ein Gefühl, dass ich die Hauptsache gar nicht erwähnt habe. Aber wie einmal jemand gesagt hat: „Damit dein Vortrag gelesen wird, schreib ihn auf einer Seite“. Ich habe es auf vier Seiten gemacht. Zum Schluss will ich mich nochmal bei allen Menschen bedanken, die diese Reise für uns so schön gestaltet haben, und die Hoffnung aussprechen, dass wir uns noch sehen. Auf Wiedersehen!
Kris, Februar 2006,
veröffentlicht April 2006