„Da gibt es ein Fest, Papa, gehen wir“, bittet ein sechsjähriges Mädchen seinen Vater, als es lustige Musik hörte und kostümierte Menschen am Ende der Strasse sah. „Das ist eine Party für Erwachsene. Für kleine Kinder gibt es da nichts zu tun“, erklärt der Vater und sie gehen weiter.
Das Fest ist wirklich nicht geeignet für die Kleinen: auf dem Altmarkt ist eine Party für Schwulen und Lesben. Die Männer sind in Strings und tragen hohe Absätze. Für Deutschland ist es eine normale und gewöhnliche Sache, sogar für Halle. Auch in den Clubs besteht die Hälfte der Gäste meist aus Männern und Frauen mit untraditioneller sexueller Orientierung.
Wenn auch die Hauptstadt von Russland sich daran seit langem gewöhnt hat, so sind für das eher provinzielle (im guten Sinne des Wortes) Ufa solche Freicheit, mild gesagt, ungewöhnlich. So, waren unsere Austauschstudenten in Staunen versetzt und sehr beeindruckt, als sie so viele Schwule auf einmal in der Disko sahen.
In Deutschland gibt es Vereine der Anhänger der gleichgeschlechtligen Liebe. Einer der größten ist z.B., der LSVD (Lesben- und Schwulenverband), der seine Mitglieder aufruft sich zusammen zu schließen und das Ziel hat „Schaffung eines besonderen Klimas, in dem junge Lesben und Schwulen frei leben und ihre Orientierung nicht geheim halten konnten“. Es werden Werbeprospekte, Bildungsbroschüren und die Zeitung der eigenen Politik „Respekt“ gedruckt.
Gleichgeschlechtlige Ehen sind in Deutschland seit 2001 erlaubt. Den Umfang der Möglichkeiten, den diese Familien bekommen, bestimmt seit 2006 jedes Bundesland selbst. Die Rede ist dabei von Beihilfen, Hinterbliebenenversorgung, Familienzuschlag, Versicherung usw. In Bremen stellt das Gesetz z.B. absolute Rechtsgleichheit von die gleichgeschlechtlichen und traditionellen Familien bei den genannten Punkten fest. In Thüringen wiederum ist solche Gleichstellung bisher noch nicht abzusehen.
Venera Yusupova, Alsu Achsanova, August 2008