Ufa – Vor einigen Tagen ist die sechste Ausgabe der Internationalen Kinder–Winterspiele in Ufa zu Ende gegangen. Über drei Tage hinweg lieferten sich Kinder und Jugendliche aus aller Welt spannende Wettkämpfe in der baschkirischen Hauptstadt und gaben einen Vorgeschmack auf die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi im Februar nächsten Jahres.
Die Spiele begannen am 27. Februar mit einer feierlichen Zeremonie im Sportpalast. Wegen des allzu großen Andrangs konnten aus Sicherheitsgründen nicht alle interessierten Besucher eingelassen werden. Überhaupt ähnelten die Sicherheitsvorkehrungen jenen an internationalen Flughäfen und wurden von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. Die Eröffnungszeremonie wurde mit dem Einlauf aller teilnehmenden Athleten eingeleitet. Daran anschließend hielten der Präsident Baschkortostans, Rustem Charmikow, und der Präsident des Komitees der Internationalen Kinder-Winterspiele, Thorsten Rasch, die offiziellen Eröffnungsreden, in denen sie sich faire und freundschaftliche Wettkämpfe wünschten.
An den Spielen nahmen insgesamt 642 Athleten aus 20 Ländern im Alter von 12 bis 16 Jahren teil, so viele wie noch nie in der Geschichte der Kinder-Winterspiele. In insgesamt 24 Disziplinen wurde um Edelmetall gerungen. Mit Abstand am erfolgreichsten waren am Ende die Gastgeber: Der Heimvorteil half beim Gewinn von 60 der insgesamt 72 Medaillen. Immerhin ein deutscher Teilnehmer aus Kempten, Kilian Richter, konnte eine Silbermedaille im alpinen Skirennen gewinnen.
Die ersten Internationalen Kinderspiele fanden 1964 im slowenischen Celje statt. Die Intention der Organisatoren war es damals, die Nachkriegsgenerationen der durch den Krieg gebeutelten Länder durch die Teilnahme an diesen Wettkämpfen aneinander näher zu bringen und mithilfe des Sports ein friedliches, freundschaftliches Zusammenleben der Völker Europas zu ermöglichen. Im Jahre 1994 wurden die ersten Winterspiele und zugleich die Sommerspiele erstmalig außerhalb Europas in Kanada ausgetragen. Seit der ersten Ausgabe der Kinder-Spiele gab es 42 Sommer- und 6 Winterspiele.
Im Vorfeld der Spiele in Ufa wurden alle Wettkampfstätten umfassend renoviert und internationalen Standards angepasst. Der Olympik-Park umfasst nun vier Skipisten. Hinzu kamen außerdem vier moderne Schlepplifte, eine Beschneiungsanlage und eine Skischule. Das Sport- und Fitnesscenter, in dem die Biathlon-Wettbewerbe stattfanden, wurde fast von Grund auf neu aufgebaut, da die alte Bausubstanz große Mängel aufwies. Die Renovierungen an der Ufa-Arena begannen schon vor einem Jahr. Im Inneren der Halle wurden die Besucherbereiche, Sitzplätze und die Abstellmöglichkeiten für Eisreinigungsmaschinen renoviert und auf einen modernen Standard gebracht. Der Sportpalast war wahrscheinlich das aufwändigste Projekt von allen, da dieser nicht allein für die Kinderspiele, sondern auch für die Hockey-Weltmeisterschaft, die zu Beginn des Jahres stattfand, umgebaut wurde.
Auch die Einwohner von Ufa profitierten von den Kinder–Winterspielen in ihrer Heimatstadt. So hatten zum Beispiel zahlreiche junge Freiwillige die Möglichkeit, in Kontakt mit Jugendlichen aus der ganzen Welt zu kommen. Volontäre, die über Fremdsprachenkenntnisse verfügen, wurden für die Betreuung der entsprechenden Delegationen eingeteilt. Jelisaweta Koroljowa, Germanistik–Studentin an der Staatlichen Universität Baschkortostans, war im Akkreditierungs-Team tätig und das war für sie eine sehr „verantwortungsvolle und spannende Aufgabe“.
Die Abschlusszeremonie fand am Abend des 02. März ebenfalls im Sportpalast statt. Zu sehen waren viele verschiedenen Tanzgruppen und Showacts. Nach teilweise ausschweifenden Dankesreden der Organisatoren übergab der Bürgermeister von Ufa die Flagge der Internationalen Kinder-Spiele an die Vertreter der kanadischen Stadt Windsor, in der im August die diesjährigen Internationalen Kinder-Sommerspiele ausgetragen werden.
Auf der finalen Pressekonferenz nach der Abschlusszeremonie zeigte sich Thorsten Ratsch sehr zufrieden mit dem Ablauf des Wettbewerbs. Er sprach sogar von „mit den besten Spielen“ innerhalb der 40 Jahre langen Geschichte des Turniers. Den russischen Verantwortlichen hat die Organisation offenbar überhaupt keine Probleme bereitet. Dann steht der großen Schwester, den Olympischen Winterspielen von Sotschi, ja nichts mehr im Wege!
David Witkowski, Pascal Hellfritsch, März 2013