Berlin ist das erste Treffen mit Deutschland; Berlin ist der Beginn von etwas völlig Neuem.
Bevor ich nach Deutschland kam, dachte ich schon lange darüber nach, was eigentlich mein erster Eindruck in Deutschland sein wird. Schon die ersten paar Minuten in einem neuen Land hinterlassen bei mir einen lebendigen Eindruck, der lange in meiner Erinnerung bleibt. Ich würde sogar sagen, dass das für mich auf irgendeiner Rezeptionsebene passiert. Und meine ersten paar Minuten in Berlin waren genauso farbenfroh, wie mein erster Besuch in Deutschland. Vielleicht aber noch besser, weil ich eine lange Zeit auf diesen Moment gewartet habe.
Wenn ich in einer Stadt eine Weile bleiben muss, fange ich an zu dieser Stadt eine persönliche Beziehungen aufzubauen. Ich stelle mir immer vor, dass diese Stadt eine Person oder sogar ein Wesen ist, welches einen eigenen Charakter, eigenes Verhalten und auch eine eigene Stimmung hat. Ich versuche immer genau zu bestimmen, ob eine Stadt männlich oder weiblich ist. Jede lebendige Person, die sich bewegt, denkt und atmet, hat ein bestimmtes Geschlecht. Und ich definiere es natürlich mit den Namen der Stadt. Zum Beispiel, Ufa ist für mich weiblich und Novgorod ist offensichtlich männlich. Deshalb wäre Berlin für mich männlich! Und wenn jemand anders denkt, möchte ich mich für diese Schwäche entschuldigen.
Also, Berlin hat mich mit Regen und Schnee begrüßt. Aber das bedeutet nicht, dass Berlin nicht gastfreundlich war. Es war umgekehrt: ein herzliches Willkommen mit dem Namen Katha und Max hat auf mich gewartet. Weil ich weiterfahren musste, war Berlin doch traurig und traf mich mit seinem schlechten Wetter. An der nächsten Haltestelle nahmen wir einen Zug. Im Fenster rauschten Häuser, verfallene Fabriken und Betonwände mit Grafitis vorbei. Die Luft, Himmel, Bäume – das alles sollte ich doch kennen. Aber ich hatte doch das Gefühl, als ob ich auf einem anderem Planet wäre – der Planet, der den Namen Deutschland trägt. Es hat endlos in dichten Flocken geschneit. Naja, ich glaube, Sie kennen doch dieses Gefühl, wenn man gerade angekommen ist. Der Zug fegte durch Berlin zur letzten Haltestelle, wo wir ins Auto umsteigen mussten und damit unsere Reise fortsetzten. Das Treffen mit Halle stand noch bevor.
An unserer Umstiegstation kamen wir zu früh an und wir mussten auf unser Auto in einem Fußgängertunnel warten. Es dauerte über eine Stunde und währenddessen habe ich mir Passanten angesehen. Ich betrachtete genau ihre Kleidung, Gesichter und die allgemeine Eile. Dabei aß ich einen Döner und einige Stückchen aus meinem Döner fielen auf den nassen und dreckigen Asphalt der Unterführung. Ich bin sicherlich kein Fan von Fast Food, aber ich denke, dass in Russland dieses Fast Food nicht so populär ist oder ich habe es bisher nicht gesehen. Döner ist wie „Schaurma“ in Russland, man verkauft ihn an jeder Ecke. Ich habe gedacht, dass ein Bekannter oder Freund von Katha und Max uns nach Halle bringen würde. Ich war sehr überrascht, dass unser Fahrer ein fremdes Mädchen war. Sie willigte ein, uns nach Halle mitzunehmen, obwohl sie keinen meiner Freunde kannte. Es stellte sich heraus, dass meine Freunde die Anzeige des Mädchens zufällig im Internet gefunden hatten. Dieser Website werde ich wohl einen eigenen Artikel widmen. Ich sage nur, dass ich mir sowas nicht hätte vorstellen können. Das ist doch eine gute Möglichkeit durch Deutschland relativ billig und schnell zu reisen. Auf dem Weg fragte die Fahrerin meiner Freunde, was sie tun und sie haben sich auf Deutsch unterhalten. Wir fuhren durch typisch-europäische Winterlandschaft und es schneeregnete die ganze Zeit. Die Straßen waren ungewöhnlich glatt, aber trotzdem fuhr das Auto erschütterungsfrei. Als ich eingeschlafen war, hörte ich im Unterbewusstsein leise das deutsche Radio.
Sergey Popov, Übersetzt: Ilia Nasyrov, Januar 2013