Es ist schon etwas Besonderes, in einem anderen Land seinen Geburtstag zu verbringen. Diese Erfahrung haben Julia und ich gemeinsam gemacht.
Man verbringt ihn auf eine andere Art und auch mit Freunden, die man erst recht kurz kennt, aber bei denen man sich doch sehr wohl fühlt.
Zwei Geburtstage kurz hintereinander, auf recht verschiedene Art.
Julia feierte ihren in einem kleinen Kreis mit lieb gewonnen Freunden, darunter ihre Zimmergenossinnen und Wohnheimmitbewohner. Dieser Geburtstag war mit Sicherheit etwas Besonderes, denn er wurde auf die Russische Art gefeiert. In ihrem Zimmer im Studentenwohnheim, wo ja recht wenig Platz vorhanden ist. Dazu ein fürstliches Essen ganz nach Russischer Art mit selbst gemachten Salaten, gegrillten Hühnchen, Brot und Pizza. Und natürlich durfte das russische „Nationalgetränk“, der Wodka, nicht fehlen. Wie das so bei jeder Feier ist, war man am Anfang noch recht zurückhaltend, doch das änderte sich schnell, was nicht nur am Alkohol lag, sondern auch am Verständnis der Gäste untereinander. Einer Tradition, die bei keiner Feierlichkeit fehlen darf, kam man wie immer sehr ausführlich und sehr oft nach – dem Toastausspruch. Jeder kam einmal an die Reihe und auch ich war dran. Ich kann nur hoffen, dass ich mich dabei nicht blamiert habe, denn hier ist man darin recht gewand, während mir da doch noch etwas Übung fehlt. Die Stimmung war, wie man es sich bei einer Feier halt so vorstellt, recht ausgelassen. Und trotz des wenigen Platzes fand sich doch immer noch genug zum Tanzen. Aber eins durfte auch hier nicht fehlen, und das war eine Geburtstagstorte. Ich glaube, dass das mit eine der interessantesten Feiern war, bei denen ich Gast sein durfte.
Wenn man sich dagegen meinen eigenen Geburtstag anschaut, verlief der in anderen Bahnen, aber nicht weniger schön oder interessant.
Ich verbrachte meinen Geburtstag nicht ganz in der Ferne, denn meine Mutter kam extra aus Deutschland. Dazu haben wir wohl eher einen Mix aus beiden Kulturen zu bieten gehabt. Denn die Verköstigung bestand sowohl aus russischen Elementen in Form von Pelmeni und Krautsalat als auch aus deutschen Elementen in Form von Nudelsalat und Grießbrei. Grund für diesen Kulturmix war die Gästeliste wie auch der Wunsch, meinen russischen Freunden die deutsche Küche näher zu bringen. Die Unterschiede zu Julias Geburtstag waren sehr auffällig, denn bei mir fehlte dann doch der Alkohol und wir haben auf das Tanzen verzichtet. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass meine Feier doch dem Kulturaustausch sehr dienlich war, denn es waren wohl gleich viele Russen wie Deutsche anwesend. Ich muss sagen, dass ich diese Art des Austausches sehr genossen habe.
Zwar kannte ich selber nicht alle meine Gäste, aber nach diesem Abend der „Kommunikation“ kannte ich sie. Und nicht nur mir erging es so.
Ich möchte behaupten, dass sowohl Julias als auch meine Art, diesen Tag zu feiern, etwas Besonders hatten, und uns unser Geburtstag wohl auf immer im Gedächtnis bleiben wird.
Vor allem werden mir wohl die Menschen in Erinnerung bleiben, die diesen Tag mit mir verbracht haben, denn sie haben mir etwas gegeben, was man nur selten findet: Das Gefühl in einem fremden Land willkommen zu sein.
Johanna Schirling, 30.03.05