„Der russische Winter ist hart.“ – „Sibirische Kälte“ – „Vodka und Pelzmützen zum Wärmen.“ – Klischees und Vorstellungen vom riesigen Russland und der klirrenden Kälte dort haben wir viele. Es gibt unzählige Dokumentationen die von Sibirien, der kältesten Stadt der Welt oder „Russlands Helden der Kälte“ erzählen. Nur immer wieder erscheinen in solchen Dokumentationen auch Bilder von den Menschen, die in ihrer Wohnung nur kurze T-Shirts tragen oder Männer in Unterhemden.
„Warum,“- hab ich mich so oft gefragt,- „drehen diese Leute nicht einfach ihre Heizung herunter und ziehen sich einfach einen Pullover mehr an?“ Der Temperaturunterschied zwischen -30°c draußen und vielleicht 25°c im Haus kann doch nicht gut sein – und Energieverschwendung ist es allemal (denk ich mir als ach so umweltbewusste Deutsche). Jetzt versteh ich warum: Sie können ihre Heizung nicht herunter drehen, weil dies staatlich geregelt ist!
Ich musste dies selbst erfahren und wäre nachts fast umgekommen vor Hitze bei voll aufgedrehter Heizung und geschlossenem Fenster. Obwohl ich hierbei vielleicht erwähnen sollte, dass ich es gewohnt bin, fast das ganze Jahr über bei offenem Fenster zu schlafen. Jetzt erfuhr ich, dass in Russland der Staat ungefähr im Oktober– ungeachtet der tatsächlichen Außentemperaturen- die Heizung aufdreht und im Mai oder April rigoros wieder abschaltet.
Damit man nicht vollends vergeht in geschlossenen Räumen oder erfriert, wenn ein mal Durchzug gemacht wird, sind deshalb die Fenster so konzipiert, dass in der rechten oberen Ecke ein kleines Fenster separat geöffnet werden kann. Und sollte es im April oder Mai noch zu kalt sein kann dem nur durch einen Kachelofen oder dicke Socken und Pullover Abhilfe geschafft werden.
Ulrike Geier, Mai 2008