Über das Studententheater «DADAZ»
Die Studenten der Martin-Luther-Universität können Russisch auf sehr originelle Art und Weise lernen und in der Praxis anwenden. Hier existiert ein Studententheater, wo auch auf Russisch gespielt wird.
Das Theater «DADAZ», so heißt es, gab seine erste Aufführung 2001 im Hof des neuen Gebäudes des Instituts für Slawistik. Aber Theater konnte man das noch nicht nennen. Die Vorführungen waren das Resultat des Seminars in russischer Avantgarde, das Sergej Jewgenjewitsch Birjukov leitete. Seine Studenten waren auch die ersten Schauspieler. Es waren Deutsche, die russisch sprachen. Das ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Mitarbeit im Theater. Zuerst, wie geplant, inszenierte man Werke russischer Schriftsteller: V. Hlebnikov und D. Harms. Später brachte man die deutschen Dichter und Schriftsteller der Avantgarderichtung auf die Bühne. Auf solche Weise konnten Studenten spielen, parallel Russisch und Deutsch lernen sowie Literatur und Kultur der beiden Länder vergleichen.
Nach einem Jahr folgte die erfolgreiche Vorführung auf der internationalen Konferenz für Wortbildung in Wittenberg. Die Theatertruppe wurde in die Slowakei zu den internationalen Festspielen der Studententheater eingeladen, aber aus verschiedenen Gründen kam diese Reise nicht zustande. Das Theater «DADAZ» rief aber das Interesse der Bochumer Universität hervor. Die jungen Leute zeigten dort eine weitere Vorstellung, und danach wurde an dieser Universität auch ein ähnliches Theater eröffnet
Allmählich kam es zu Änderungen in der Zusammensetzung des Theaters. Einige Studenten beendeten ihre Ausbildung an der Universität und gingen. Die heutige Besetzung spielt das zweite Semester. Heute sind es überwiegend Auswanderer aus Russland, jedoch nicht nur Studenten der Martin-Luther-Universität, sondern auch einfache Einwohner der Stadt. Die Vorführungen werden in zwei Sprachen gespielt. Entweder wird ein und dieselbe Szene sowohl auf russisch als auch auf deutsch gespielt, oder Szenen auf deutsch und auf russisch folgen aufeinander. Der Spielplan ist aus Werken von K. Schwitters, K. Morgenstern, V. Hlebnikov, D. Harms, N. Olejnikov und aus eigenen Theaterstücken von S. Birjukov zusammengestellt.
Der Leiter des Theaters, Sergej Jewgenjewitsch Birjukov, stammt aus Tambov. Seit seiner Kindheit hat er in örtlichen Zeitungen veröffentlicht. Er hat in der Schule für junge Korrespondenten gelernt. Vor dem Studium an der philologischen Fakultät der Universität Tambov war er Schauspieler und Regisseur des Theaters „Brigantina“, wo er die Grundlagen des Schauspiels gelernt hat. Nach dem Universitätsabschluss unterrichtete er Linguistik sowie Poetik und gab einen Sonderkurs über die russische Avantgarde. 1981 organisierte er das Studio „Slowo“ für Schriftsteller der unoffiziellen Richtungen. In den 90er Jahren gründete er die „Saumi-Akademie“. Sergej Birjukov beteiligte sich auch bei der Einrichtung der Fakultät für Journalistik an der Universität Tambov. Im Jahre 1994 verteidigte er seine Doktorarbeit in Moskau und zog 1998 nach Halle (Deutschland). Hier beschäftigt er sich weiter wissenschaftlich, schreibt seine Arbeiten über die russische Avantgarde und unterrichtet an der Martin-Luther-Universität. Er trug seine Gedichte in Deutschland, Russland, Polen, Serbien, in den Niederlanden und in Kanada vor. Außerdem ist Sergej Birjukov Mitglied des Journalistenverbandes, des russischen Schriftstellerverbandes und Verbandes der Theaterschaffenden.
Seine Kenntnisse und Vorliebe für das Theater gibt Sergej Birjukov an seine Stundenten weiter. Das Theater «DADAZ» existiert bereits vier Jahre. Und jedes Jahr wird im Hof des Instituts für Slawistik eine neue Aufführung gezeigt.
Dilara Dilmukhametova, 08.07.05