Wenn ich an Tanz in Russland dachte, zog ich zunächst einmal die Assoziation zum russischen Ballett und da die Karriere eines der größten Balletttänzer aller Zeiten, Nurejeew, sogar hier in Ufa begann, erwartete ich, dass die Stadt auch dementsprechend, was Tanz betrifft, geprägt sei. Ich hätte jedoch nicht erwartet, dass ich einen meiner ersten Abende auf einem irischen Fest verbringen werde und demnächst beginne irischen Volkstanz zu lernen.
Aber die Ufaer Tanzschule für keltische Tänze, die sich im Keller eines unscheinbaren Hauses verbirgt und deren Horizont weit über Russland hinausreicht erweckte bei uns ebenfalls das Interesse für irischen Tanz.
Bereits 1994 entstand bei Andrej und Dascha, zwei von Denjenigen, die diese Tanzschule ins Leben riefen, die Idee irischenVolkstanz in Ufa zu etablieren. Gemeinsam mit Freunden sahen sie im Fernsehen eine Vorstellung von River Dance. Dieser Auftritt begeisterte sie so sehr, dass sie beschlossen sich ebenfalls dieser Art Tanz zu widmen.
Auch wenn sie sich auf Grund formeller Gründe offiziell nicht Tanzschule nennen dürfen, gibt dieser Klub jungen Menschen kostenfrei die Möglichkeit mehrmals pro Woche sowohl irischen Volkstanz als auch zeitgenössichen Tanz zu erlernen. Neben dem Training veranstaltet der Tanzklub Feste, Themenabende und nimmt an Tanzwettbewerben teil. Denn neben dem Interesse für die irische Tanztradition, beschäftigen sie sich auch mit der Geschichte und Kultur von Irland.
Leider ergab sich bisher noch nicht die Möglichkeit im Ausland aufzutreten. Ein intensiver Austausch und Kontakt zu irischen Volkstanzgruppen im Ausland besteht jedoch. Man besucht sich, schreibt sich, tauscht Videos aus und nimmt die Möglichkeit wahr an Workshops von ausländischen Pädagogen teilzunehmen.
Es ist schön zu sehen, dass das kulturelle Leben in Ufa mehr zu bieten hat als nur Ballett und dass es Menschen gibt, die durch ihr Liebe zum Tanz trotz finanzieller Schwieigkeiten es schaffen ihre Träume zu verwirklichen und somit das kulturelle Leben in Ufa bereichern.
Julia Glathe, April 2008