Am 25. November 2009 fand die alljährliche Versammlung der baschkirisch- deutschen Freundschaft statt. Geladen waren alle Mitglieder des Vereins, sowie Engagierte im Bereich der Freundschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Baschkortostan. Unter ihnen einige Deutsche, die derzeit eine besondere Aufgabe mit Ufa verbindet – beispielsweise ein Freiwilligendienst, eine Lektorenstelle an der BGU (einer Universität Ufas) oder lang gepflegte Freundschaft mit Ufa.
Um 16 Uhr begann die Jahresversammlung im imposanten weißen Parlamentsgebäude BAGSU (БАГСУ). Als kleines Entree sorgte ein Streichquartett für eine entspannte Stimmung im Vorraum, Studentinnen der Deutschfakultät empfingen die Gäste und verteilten Programme. Der Plenarsaal, der mit sechs beweglichen Kameras ausgestattet war, die Livebilder aus dem Auditorium übertrugen, wirkte wie ein kleiner Hörsaal mit großen Chefsesseln.
Bevor circa zwanzig Minuten lang Grußbotschaften vom Berater des Präsidenten für Internationale Beziehungen verlesen wurden, sorgten Kinder in traditionellen Kostümen für einen beschwingten Auftakt. Sie rezitierten Gedichte und sangen Lieder in den drei „Sprachen der Freundschaft“, baschkirisch, deutsch und russisch – um so eine grenzenlose Kommunikation zwischen den Nationen zu verdeutlichen. Zur Vereinshymne – dem Lied der Freundschaft – standen alle Versammelten auf und sangen laut mit. Der anwesende Ralf Steinhausen, Mitglied im Vorstand des Vereins „Freunde Baschkortostans“, der sich auf eine ruhige Veranstaltung eingestellt hatte, wurde spontan nach vorne ins Präsidium gerufen, um eine Rede über die baschkirisch- deutschen Beziehungen auf deutscher Seite und die Arbeit des halleschen Vereins zu berichten. Ein wenig unsicher verfolgte er die Versammlung nun aus erster Reihe, bis er in seiner heiteren Rede die Stimmung im Saal auflockerte.
Nachdem Grußbotschaften verlesen, Reden aus dem Präsidium gehalten, Abstimmungen zu Verbesserungen des Finanzhaushalts getätigt und Urkunden zum besonderen Engagement in der Erhaltung der baschkirisch- deutschen Freundschaft vergeben wurden, waren alle Gäste zum großen Abschiedsessen ab 18 Uhr geladen.
An zwei großzügig gedeckten Tafeln standen Wein, Wodka, Pirogen, Zakuski, Obst- und Gemüseteller, Fleischhäppchen und andere typisch russische Köstlichkeiten zur Verfügung. Es schien wie eine luxuriöse und äußerst deliziöse Wiedergutmachung für die zwei langatmigen Stunden des gesprochenen Wortes. Für eine eher wenig beachtete Nebenbelustigung sorgten zwei Playbacksängerinnen, die bauchfrei und wenig motiviert mit einem Mikrofon in der Hand zu zwei Liedern tanzten und ihre Lippen bewegten. Doch auch sie wandten sich schnell ihrer eigentlichen Aufgabe ab und dafür dem reich gefüllten Büffet zu.
Eine gelungene Veranstaltung, die beim Abschlussessen die baschkirisch- deutschen Beziehungen mit einem Glas Wodka besiegeln und verfestigen konnte.
Der Festakt im Jazzclub
Als Höhepunkt der Jahresversammlung fand am Folgetag, den 26. November eine Festlichkeit statt, die erstmalig in einem solch großen Rahmen erfolgte. Die Einladungen zur akribisch und lang geplanten Feier, wurden durch die Mitglieder der baschkirisch-deutschen Freundschaft an ehemalige Teilnehmer des Austauschprogramms zwischen Ufa und Halle vergeben.
Kurz nach 19 Uhr wurde die Veranstaltung durch die Direktorin des heimischen Ufa Kanals eröffnet, die den gesamten Abend als Moderatorin durch das Programm führte. Als „schmückendes Beiwerk“ stand ihr hierbei der deutsche Ralf Steinhausen zur Seite, der die Moderation durch seine persönlichen Erlebnisse der jährlichen Ufa- Halle Austausche bereicherte.
Der Jazzclub, dessen Besuch mittlerweile fester Programmpunkt des jährlichen Austausches der Baschkirischen Staatlichen Universität ist, bot eine angenehme Atmosphäre für die Gestaltung des Abends. Unterstützt wurde das edle Ambiente durch kleine luxuriöse Speisen und Getränke auf den Tischen der Gäste. Diese wiederum sorgten eher für eine allgemeine Ablenkung, indem sie dazu verlockten, während langer Redeschwalle und Erinnerungs-schwelgereien im Schlaraffenland zu versinken.
Das Abendprogramm beinhaltete vor allem das Reflektieren vieler alter Erinnerungen. Jeder kam zu Wort und berichtete von seinen Erfahrungen, die während des Austausches gesammelt wurden. Man sprach über bikulturelle Eheschließungen als Folge des Austauschs, lustige Geschichten, Erlebnisberichte der Arbeitseinsätze, Erinnerungen an lange Zugfahrten, Lieder …
Um 20 Uhr wurde das Programm für die lang geplante Videokonferenz mit den Freunden in Halle unterbrochen. Von den anfänglichen Schwierigkeiten der Generalprobe am Vortag war am nächsten Abend nichts mehr zu spüren. Die Vortags noch zu langsame Internetverbindung für störungsfreie Bilder wurde schnell erneuert und auch Audioprobleme und fehlende Kameras wurden überholt. Um einen kleinen geschmückten Tisch saßen in einem Informatikraum der Martin- Luther Universität in Halle etwa 10 Mitglieder des Vereins „Freunde Baschkortostans“, 2 Lehrerinnen der Partnerschule in Ufa, sowie die neue Vertreterin des Amts für Internationale Beziehungen aus dem halleschen Stadtrat. Die Liveübertragung bestand im Großen und Ganzen aus dem Austausch von Nettigkeiten, sowie dem Versuch, das Band der Partnerstädte fester zu knüpfen. Der größere Redeanteil lag auf Ufa- Seite, die das Gespräch auch moderierte. Nach einer musikalischen Zwischeneinlage durch eine Jazzband, wurde mit den Hallensern über Video angestoßen und die Konferenz dann nach 45 Minuten beendet.
Das Programm der Erinnerungsgeschichten setzte sich fort, bis der offizielle Teil um 10 Uhr mit einer Tasse Tee beendet wurde. Die Trinkfesten und Begeisterten führten den Abend noch bis in den Morgen fort und tauschten sich weiter über alte Erlebnisse und Späße aus.
Dieser erstmalige Festakt nach der Jahresversammlung wurde von allen sehr positiv aufgenommen und erfordert mit großem Nachdruck eine Wiederholung in den nächsten Jahren.
Julia Hoppe, November 2009