Vor kurzem war ich auf einem Seminar nicht weit von Köln und ich konnte eins der bekanntesten Events in Deutschland, den Karneval, miterleben. Seiner Bedeutung und der Faszination, die er auslöst, nach wird er in Deutschland mit der Berliner Love-Parade verglichen.
Wenn wir vom brasilianischen Karneval sprechen, so tauchen in uns Bilder von Rio de Janeiro, Hitze und Plattformen mit nicht weniger heißen Frauen auf… Wenn man aber das Wort „Karneval“ in Deutschland ausspricht, dann fällt den Deutschen das Bild des Kölner Karnevals ein. Und auch in Wirklichkeit ist es eine großartige, prachtvolle, lebendige und vor allem lustige Veranstaltung…
Beginnen will ich aber mit der Geschichte der Feier. Der Karneval ist schon relativ alt, und seine Entstehung hängt mit Religion und heidnischen Ritualen zusammen. Das Wort „Karneval“ selbst stammt vom spanischen „Carne Vala“, was eigentlich „Ade, Fleisch!“ bedeutet. Dementsprechend war diese Feier der Anfang der Fastenzeit. Aber sollte ein Abschied nicht traurig sein? In diesem Falle gar nicht. Dies ist dadurch zu erklären, dass mit der Fastenzeit auch der Frühling beginnt, was auch heißt, dass der kalte Winter weggeht. Und das ist der Grund fröhlich zu feiern.
Die Deutschen tun dies mit großem Vergnügen. Besonders beliebt ist der Karneval im Rheingebiet, obwohl er in weiten Teilen Deutschlands gefeiert wird. Er dauert eine ganze Woche, von Donnerstag an bis Mittwoch, dabei hat jeder Tag seinen eigenen Namen, seinen eigenen Charakter, die ihn von den anderen unterscheiden. So heißt zum Beispiel der Donnerstag „Weiberfastnacht“. Das ist der Tag, an dem die Frauen zu den Hauptpersonen der Feier werden. Sie können alles machen, was sie wollen. Gott bewahre den armen Mann mit einer Krawatte, der ihnen an diesem Tag begegnet: Die Krawatte wird auf jeden Fall abgeschnitten.
Nicht weniger interessant ist der Samstag, wenn durch die Straßen der Geisterumzug marschiert. Das ist eine der jüngsten Traditionen des Karnevals: Es gibt sie seit ungefähr 15 Jahren. Wie uns gesagt wurde, hängt dieser Umzug mit dem Krieg im Persischen Golf zusammen, als, wegen der tragischen Ereignisse, die Entscheidung getroffen wurde, keinen Karneval durchzuführen. Aber die Leute organisierten ihren eigenen leisen Karneval und sprachen damit ihr Beileid für die Opfer des Krieges aus.
An den Tagen des Karnevals spielt auf den Straßen von Köln traditionelle Karnevalsmusik im Kölner Dialekt – Kölsch, wie zum Beispiel „Viva Colonia“ oder „Drink doch eine met“. All das macht den „Karnevalskuchen“ zu einer pikanten Spezialität.
Am Tag der Karnevalseröffnung waren wir im Zentrum von Köln. In Worten zu beschreiben, was da vor sich ging, ist kaum möglich. Von allen Ecken her hörte man Musik, die fröhlichen Stimmen der Menschen, und weil die Stadt voll von ihnen war, konnte man kaum durch die Straßen gehen!
Ich konnte mich zu einer Bar durchkämpfen, besser gesagt bis auf den kleinen Platz vor der Bar, in der „Weetschaft“ selbst waren so viele Menschen, wie in der Moskauer Metro zur Hauptverkehrszeit.
An diesen Tagen feierten in Köln nicht nur die Einwohner aus Stadt und Umgebung selbst, sondern es kamen auch über anderthalb Millionen Touristen aus der ganzen Welt. Ich denke, dass sie alle zufrieden waren.
Jedenfalls kann man solch eine Veranstaltung sein Lebtag nicht vergessen.
Andrey Vasiliev, Dmitriy Mukhametkulov, 06.03.2006