Lebt man eine Zeit lang in Baschkortostan kommt man unweigerlich mit der lokalen Küche in Kontakt. In einer monatelangen Testphase probierten die Baschkirienheute-Redakteure Speis und Trank der Baschkiren. Einerseits erscheinen einige Gerichte bekannt vom „Türken um die Ecke“ aus Deutschland, andererseits entdeckt man völlig neue Geschmackserlebnisse.

„Sage mir, was du isst, und ich sage dir, wer du bist“, schrieb der französische Gastronom Jean Anthelme Brillat-Savarin im 19. Jahrhundert. Die Kultur eines Volkes wird in hohem Maße über das Essen definiert. Die baschkirischen Traditionen und die baschkirische Küche wurden von der jahrhundertelangen halbnomadischen Lebensweise geprägt. Im Sommer zog man von Zeltlager zu Zeltlager, während man den Winter in den Dörfern verbrachte. Deswegen gibt es in der baschkirischen Küche viele Speisen mit einer langen Haltbarkeit wie getrocknete Wurst (vor allem Pferdewurst), getrocknete Früchte, Milchprodukte und Honig.

Besonderes Merkmal ist die große Menge an Fleisch – Vegetarier haben es nicht leicht in Baschkortostan. Bestellt man eine vermeintlich vegetarische Gemüsesuppe, erhält man häufig eine Suppe mit obligatorischem Sahneklecks und Schinkenstreifen. Viele baschkirische Gerichte ähneln denen anderer Völker Zentralasiens und des Nahen Ostens. So ist die mittlerweile auch in Deutschland bekannte Süßspeise „Baklava“ in Baschkortostan ebenfalls weit verbreitet. Einen „Döner Kebab“ wird man hier zwar nicht finden. Dafür gibt es das arabische Pendant „Schawarma“ (russ. Шayрма), ein Wrap mit Fleisch- und Salatfüllung. Gemeinsam den Völkern der Region ist die ausgeprägte Kultur des Teetrinkens. Baschkiren trinken sehr viel Tee, stets mit Milch und eventuell einem Löffel Honig.

Hier einige baschkirischen Speisen und Getränke im Überblick:

Bischbarmak (baschk. Бишбармак)

Bischbarmak bedeutet übersetzt „fünf Finger“, denn ursprünglich wurde dieses Gericht mit der Hand gegessen. Es besteht natürlich aus jeder Menge Fleisch, traditionell Lamm- oder Pferdefleisch. Dazu werden grob geschnittene Nudeln gereicht. Das Ganze wird mit viel Zwiebeln und Kräutern sowie Kräutern geschmacklich abgerundet. Sehr deftig, perfekt für Fleischliebhaber.

Belisch (baschk. Бәлеш)

Ein Belisch ist eine Teigtasche mit – Achtung Überraschung – Fleischfüllung. Häufig werden aber auch Kartoffeln dazu gegeben. Die Teilchen sind als Snack sehr beliebt und schmecken wirklich gut.

 

Tschak-Tschak (baschk. Cәк-сәк)

Bei Tschak-Tschak handelt es sich um eine Süßspeise. Aus Mehl und Eiern werden Erdnussflip-förmige Teigstücke geformt und frittiert. Die Teigstücke werden dann zu einer Pyramide aufgehäuft und mit jeder Menge Honig übergossen, so dass sie schön aneinanderkleben. Beim Verzehr von Tschak-Tschak sind Fummelspaß und klebrige Finger daher garantiert. Das größte Tschak-Tschak aller Zeiten wurde im Jahre 2005 für die 1000-Jahr-Feier der Stadt Kasan zubereitet. Es nahm eine Fläche von 13 m² ein und brachte es auf unglaubliche 1.000 kg.

 

Kumys (baschk. Кумыс)

Kumys ist vergorene Stutenmilch. Es ist nicht nur das Nationalgetränk der Baschkiren, sondern auch vieler anderer Steppenvölker. Kumys klingt wie „Kuhmist“ und schmeckt auch so. Das milchweiße prickelnde Getränk hat einen säuerlichen, leicht alkoholischen Geschmack. Männliche Baschkiren schwören auf die aphrodisische und Potenz steigernde Wirkung von Kumys. Wer zum potenten Casanova werden möchte, muss also lediglich dieses bitter-scheußliche Getränk literweise zu sich nehmen.

David Witkowski, Mai 2013