In den letzten Tagen gab es nur ein Thema: Hochwasser. Hochwasser im Fernsehen, Hochwasser in Radio, Hochwasser in den Zeitungen und sogar auf der Straße.
Ich wollte einfach ein Wochenende nichts vom Hochwasser hören und keine Gummistiefel sehen. So entschloss ich mich nach Berlin zu fahren. Ich wollte ein paar Museen anschauen und am Abend zur Boxweltmeisterschaft gehen. Eigentlich möchte ich euch vom Boxen berichten, erzählen wie toll es dort war, was für eine grandiose Show geboten wurde.
Ich kam in die Max-Schmehling-Halle (nicht an der Saale), die ersten Vorkämpfe liefen schon. Der nächste Kampf wurde angesagt: Robert Woge gegen Darios Sek.
Robert Woge, geboren in Bernburg, trainiert in Halle an der Saale. Das habe ich wirklich nicht erwartet. Robert Woge: Halbschwergewicht, Interkontinentaler Meister des IBF, Profiboxer, 11 Kämpfe, 11 Siege, 11 Mal durch KO. Darios Sek: Halbschwergewicht, Profiboxer, 20 Kämpfe, 19 Siege, 7 Mal durch KO. Das klingt nach einem spannenden Kampf. Aber zuerst wurde Robert Woge zum Thema Hochwasser interviewt. Er berichtete davon, dass die Kindergärtnerin seiner Tochter vom Hochwasser betroffen ist, und entschuldigte sich dafür, dass er heute in Berlin sei, nicht in der Heimat helfen würde. Also holte mich das Hochwasser auch in der fernen Hauptstadt Deutschlands ein. Aber lasst mich lieber von dem Boxkampf berichten.
Es war einfach toll, von Anfang bis Ende. Das begann schon damit, dass unsere Tickets falsch ausgedruckt wurden und wir vom Sicherheitsdienst erstmal wieder vor die Halle gebracht wurden. Dort konnten wir klären, dass es sich doch um echte Karten handelte. Der Sicherheitsdienst brachte uns dann an der ganzen Schlange an den Kontrollen vorbei, wir betraten die Halle wie richtige VIPs – und davon gab es hier eine Menge. Natürlich kenne ich mich bei den deutschen Prominenten nicht aus, aber man merkt es doch den Leuten an. Alle drehen sich nach ihnen um, rufen ihre Namen und fotografieren sie mit ihren Handys.
Aber noch häufiger als auf Prominente traf man hier auf komische Randerscheinungen der Gesellschaft, mit welchen man sonst wohl nie zusammen auf einer Veranstaltung ist. Es waren sehr viele ältere Herren, mit ihren sie doch sehr liebenden, sehr jungen und meist extrem leicht bekleideten Damen, oder besser doch Mädchen. Angeblich sollen auch die Klitschko-Brüder vor Ort gewesen sein, aber ich konnte sie leider nicht finden.
Erst spät in der Nacht begann der Hauptkampf. Das Licht in der Halle ging aus. Spot an auf die erste Flagge, die Britische, zweiter Spot auf die deutsche Flagge. Dann begann extrem laute Rapmusik und der schwarze Boxer aus Großbritannien kam in die Halle. Danach trat der Deutsche Weltmeister Huck unter dem Gegröle der Fans und der Jazzmusik seiner Liveband in die Halle.
Naja, kurz gesagt, Huck hat den Briten besiegt und alle Fans waren glücklich. Trotz Bierpreisen von 5 Euro pro Plastikbecher Berliner Kindel.
Liebe Hallenser, ich habe ganz vergessen zu sagen … Robert Woge hat gewonnen, leider nicht mit KO.
Ilia Nasyrov, Juni 2013