Jeden Tag suche ich mir in meiner Freizeit einige Veranstaltungen, um mich nicht zu langweiligen. Dabei hilft mir ein Veranstaltungskalender von Halle. Jeden Tag gibt es hier was zu besuchen, zu besichtigen, mitzumachen oder einfach nur zu sehen. Da stieß ich plötzlich auf die „Motoball – Bundeliga“. Klingt nicht schlecht. Obwohl ich kein Mann, sondern eine Frau bin, war es interessant für mich. Die ganze Woche war das Wetter bei uns, was soll ich es sagen, nicht wunderschön- es regnete ab und zu, war trübe, grau und deshalb traurig. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass uns jeden Tag das Wetter etwas anderes zeigt. So ein launenhaftes Wetter, wie ein Kind! In Russland ist es selbstverständlich, dass es von Tag zu Tag wärmer oder umgekehrt kälter, wenn es um den Winter geht, wird. Hier ist es aber schwer vorherzusehen, wie es heute sein wird. An einem Tag scheint die Sonne sehr hell, es ist heiß, über 20 Grad und an dem anderen, ist es plötzlich bedeckt und es fängt an zu regnen. Hier in Halle war es schon Sommer und jetzt wieder Frühjahr. Na gut- darüber wollte ich ja gar nicht schreiben. Also, die ganze Woche war es ziemlich frisch, trübe und regnerisch und ich brauchte eine Erfrischung. Da habe ich beschlossen, mir einmal Motoball anzuschauen. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was hinter diesem Wort „Motoball“ steckt. Ich vermutete, dass es Motorracing oder so was ähnliches war. Dann ging ich ganz entspannt zum Stadion, in dem alles passieren sollte. Eintritt 4 Euro und los geht’s.

Der Motoballplatz liegt direkt neben dem Stadion in Halle-Neustadt und deshalb wird die Umgebung auch nicht durch die Geräuschkulisse gestört bzw. wird es nicht zu laut. Es gibt ein abgesperrtes Gelände, zwei Zelte mit zwei Mannschaften und in der Mitte sechs riesige Bälle. Hmmm. Solche Bälle habe ich noch nie gesehen. Das hatte etwas zu bedeuten. Aber was? Wozu sind die hier? Da kommt mir der Gedanke, dass sie hier nicht umsonst liegen. Kleine Jungen, so etwa 11 Jahre alt, bewässern das Gelände. Ein Pfiff ertönt. Die beiden Mannschaften fangen an, auf ihren Motorrädern sitzend, Ball zu spielen.

 

 

 

 

 

 

 

Bingo! Dieses Spiel heißt ja nicht umsonst „Motoball“.

Wikipedia sagt dazu: „ Motoball ist eine Mannschaftssportart mit dem Ziel, einen 40 cm großen und 1200 g schweren Ball mit dem Fuß und auf einem Motorrad sitzend im gegnerischen Tor zu versenken“. Es ist also eine Art „Fußball auf Motorrädern“. Jetzt ist es mir klar!

Ein paar Fakten über Motoball

Es ist immer noch umstritten, ob das Spiel erstmals in Frankreich oder in Deutschland und zwar in Dresden erfunden wurde. Manche behaupten, dass es in den USA zum ersten Mal gespielt wurde. Schon 1926 wurde in den USA ein Motofussballpokal ausgetragen. Schon kurze Zeit später spielte man dieses Spiel in Turin, Rom, Mailand, Genua und Bologna. Danach kam es auch nach Deutschland und Österreich.

(Quelle: mscpuma.de)

Was dem einen der Fußball ist, ist dem anderen das Motorrad.

In jeder Mannschaft dürfen nur 5 Personen gleichzeitig auf dem Feld sein – 4 Spieler und ein Torwart. Das heißt aber nicht, dass nicht noch mehr Personen zur Mannschaft gehören. Denn dazu zählt man noch: 4 Ersatzspieler, 2 Mechaniker, die sich darum kümmern, dass die Motorräder spielbereit sind und nicht verwildern und noch einen Mannschaftsleiter. Das Spiel besteht aus 4 Perioden je 20 Minuten, die durch 10- Minutenpausen unterbrochen werden. Zur Strafe bekommt man grüne und gelbe Karten. Man darf keine Hand verwenden und gegnerische Spieler nur von ballführender Seite angreifen. Falls eine Mannschaft gegen diese Spielregeln verstößt, bekommt die gegnerische Mannschaft einen Elfmeter.

 

 

Was noch zu betonen wäre: Motoball ist die schnellste Mannschaftssportart der Welt.

In Russland sagt man:“ Der Feige spielt kein Eishockey“ oder „Eishockey ist etwas für harte Kerle“. Hier aber sagt man so was über Motoballspieler.

 

Und wirklich, wenn die Spieler Vollgas geben, das hat was! Man vergisst alles. Von überall hört man das Dröhnen der Motoren.

Acht Spieler fahren Hin und Her, um das Tor zu schützen oder umgekehrt, ein Tor zu schießen. Riesige Bälle fliegen vor unseren Augen. Dreck spritzt. Wegen der Sonne ist der Sand bald trocken und wird aus dem Motorradreifen direkt in die Augen geschleudert.

Ich weiß nicht wie die anderen Zuschauer das erlebt haben, aber ich habe mir immer gewünscht, dass der Ball in meiner Richtung kommt, um alles hautnah zu beobachten. Aber als es wirklich passiert ist, wusste ich nicht was ich machen sollte. Ich war gerade dabei ein Video zu drehen, als ich bemerkte, dass der Ball direkt auf mich zu fliegt… In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich meine Kamera ausschalten soll und den Ball greifen oder einfach weiter filmen sollte. Doch als ich noch darüber nachdachte, war der Ball schon unter meinen Füßen. Alle Spieler waren hier. Wow! Es krachte und knatterte. Sie versuchten den Ball zu nehmen, aber die Gegner waren auch schon dort und setzten alles daran den Ball selbst zu nehmen. Alle waren ganz tief ins Spiel versunken und hatten alles um sich herum vergessen. Und wieder dieses Heulen der Motoren.

Zurzeit gehören der Bundesliga, die sich in eine Nord- und eine Südliga teilt, 15 Mannschaften an. Die vier besten Mannschaften aus beiden Ligen treffen sich am Ende der Saison in den Play-offs, um danach den deutschen Meister auszuspielen. Das Spiel, das ich besucht habe, war ein Spiel zwischen dem 1.MBC 70/90 Halle und MSF Tornado Kierspe. Halle hat leider mit 1:5 verloren. Das ist aber nicht so schlimm. Zum Vergleich: der 1.MSC Mörsch hat gegen MSC Taifun Mörsch gespielt und mit 18:1 verloren. Es war aber erst der 2. Spieltag der Motoball – Bundesliga 2014.

Viel Erfolg in dieser Saison, Hallenser!

Aljona Mironowa, April 2014