Während unsere Kollegin Katrin in Ufa deutsche Weihnachten feierte, machten wir uns hier in Halle Sorgen, das Neujahr auf russische Weise zu feiern. In zwei Teilen.

Erster Teil. Kinder

In Halle gibt es eine russische Sonntagsschule namens „Talant“. Sie ist für russische Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren geeignet. Diese Schule befindet sich unter demselben Dach, wie unser Büro. Viele Schüler wurden schon hier in Deutschland geboren, andere sind in sehr frühem Alter hierher gekommen. Dementsprechend kennen sie das russische Neujahr, Väterchen Frost und seine Enkelin Snegurotschka nur aus Erzählungen ihrer Eltern. Darum führten die Lehrerinnen der russischen Schule nun schon zum zweiten Mal die Neujahrsfeier für die jüngsten russischen Hallenser durch. Dieses Jahr konnten auch wir daran teilnehmen. Es ist so, dass in dieser russischen Schule lauter Frauen arbeiten. Für das russische Neujahr braucht man aber ein Väterchen Frost, sonst ist es keine richtige Neujahrsfeier.

So wurde Andrej zu Väterchen Frost: Roter Kittel mit Kapuze, weißer Bart, Stab und der Sack mit Geschenken; das Einzige, was fehlte, waren Walenki (russische Filzstiefel). Und es gab auch ein Snegurotschka – Julja, ein schönes Mädchen, das aus der nicht minder schönen Stadt Ekibastus stammt.

 

Am Tag der Feier: Als die Generalprobe vorbei ist, verstecken wir uns in einem anderen Zimmer, um die Feier nicht mit einer „zu frühen Ankunft der Märchenfiguren“ zu verderben. Dann kommt der Ausruf „Väterchen Frost“ und der Auftritt folgt . Vierzig Paare strahlender Kinderaugen schauten wie gebannt auf uns. Ein schöner Gruß aus dem fernen mit Schnee bedeckten Russland wurde bestellt. „Tannenbaum, leuchte uns!“- wurde gerufen, man tanzte im Reigen, Lieder und Gedichte über das Neujahr und den Tannenbaum waren zu hören, und der Raum war erfüllt von Lachen, hellen Kinderstimmen und dem Lallen der Jüngsten. Außerdem trugen die Kinder Masken: Wölfe, Piraten, Musketiere, Hasen, Engel und Prinzessinnen all das gab es da. Und natürlich gab es auch Geschenke!

Wenn ich sage, dass es im Saal keinen freien Sitz gab, dann ist das nicht die ganze Wahrheit. Hier konnte keine Stecknadel mehr zu Boden fallen! Die Feier war gelungen. Sowohl die Kinder, als auch die Eltern waren zufrieden. Und „Väterchen Frost“ wurde nicht enttarnt ;o).

Zweiter Teil. Und alle anderen

Wir konnten das Neujahr und Weihnachten insgesamt dreimal feiern. Das erste Mal konnten wir dem deutschen Weihnachten des „Freunde Baschkortostans e.V.“ Mitte Dezember beiwohnen. Die lustige Feier im Dachgeschoss des Jugendzentrums „Am Wasserturm“ dauerte bis zum frühen Morgen und dann noch ein bisschen, bis er sich ins Aufräumen verwandelte)) Da gab es Gitarre, Lieder…

Endlich kam der 31. Dezember. Deutschland hatte für seine Bürger und für uns auch eine Überraschung vorbereitet: Schnee lag auf den Straßen, und es wurde ein wenig kühler. Wir haben uns an zuhause erinnert. Nostalgie…

Ab ungefähr acht Uhr abends wurde Halle zum echten Harlem :))) – überall hörte man Lärm; Knallerei und „Raketenschüsse“. Alles in allem ist Feuerwerk in Deutschland sehr beliebt. Feuerwerkskörper werden in großen Mengen gekauft und angezündet bzw. abgefeuert. Das „Feuergefecht“ dauerte bis in die Morgenstunden an. Der Höhepunkt wurde jedoch um Mitternacht erreicht. Wir standen auf dem Dach des Hauses von Sascha und Katja. Die Stadt schien zu explodieren: überall, wohin der Blick auch reichte, sah man Explosionen, Feuerwerke, Blitze, brennende Raketenspuren – alles erstreckte sich bis zum Horizont und ringsherum im 360°-Winkel, und das ist nicht übertrieben. Das Feuerwerk dauerte nicht weniger als eine halbe Stunde. Danach war der Himmel so sehr von dichtem Pulverrauch bedeckt, daß man meinte, ihn durchstechen zu können! Sogar das Atmen fiel schwer!. Am Morgen war die Straße mit einem Teppich aus abgefeuerten Raketen bedeckt, auf dem wir dann nach Hause gingen.

Das Neujahr selbst feierten wir, wie es leicht zu erraten ist, bei Sascha und Katja. Die Party war einfach toll – daran nahmen an die 50 Personen teil, bis zum frühen Morgen wurde getanzt, viele Gäste aller Farben und Nationalitäten :o))

Und am Morgen gingen wir müde durch das schlafende Halle nach Hause zurück. Es war fünf Uhr morgens, wir wollten schon schlafen. Und irgendwo setzte man das Feuerwerk fort…

D. Mukhametkulov, A. Vasiliev. 15.01.06