Christian Mitterbauer, ein deutscher Braumeister, war einer der ersten Menschen, die wir, hier in Ufa angekommen, kennen gelernt haben. Wir trafen ihn, sowie andere deutsche, in dem Restaurant „Brauhaus“ im Komplex Ogni Ufi. Dieses Restaurant, ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein deutsches Restaurant, dass heißt, es ist deutsch eingerichtet, es gibt deutsches Essen und deutsches Bier. Seit der Eröffnung des modernen Neubaus am 9.Juli 2004 findet der deutsche Stammtisch, umrahmt von Livemusik, im Brauhaus statt.
Als Christian von unserer Tätigkeit als Journalisten hörte, bot er uns an, einen Rundgang durch seine Brauerei und den gesamten Komplex zu machen. Diese Angebot nahmen wir natürlich dankend an und so machten wir einen Termin aus und los ging`s.
Christian machte in Deutschland eine Ausbildung zum Braumeister und wurde dann durch die deutsche Firma „Johann Albrecht Brauerei und Gastronomietechnik“ 5 ½ Jahre nach Japan und letztendlich nach Ufa verschlagen. Er kam vor ca. 2 Jahren nach Ufa um hier eine Brauerei zu leiten und arbeitet nun schon seit der Eröffnung für die Besitzer, die Firma „Company Klassmanager Ufa GmbH“ des Komplexes Ogni Ufi. Die Eröffnung birgt eine sehr interessante Geschichte in sich, denn ursprünglich war geplant den Komplex am 12. Juni 2003 zu eröffnen. Da aber in diesem Jahr Präsidentenwahlen waren, wir uns in Baschkortostan befinden und der Besitzer des Komplexes der Opposition angehörte und später Kandidat für den Präsidenten von Baschkortostan war, wurde die Eröffnung verboten und letztendlich um ein Jahr verschoben.
Und nun wieder zurück zu Christian und dem so genannten „flüssigen Brot“, welches, wie wir erfuhren, durch einen Zufall in Ägypten von Frauen entdeckt wurde. Mit 8 Mitarbeitern ist die Brauerei zwar ziemlich klein aber um so bekannter für ihr gutes Bier. Christian erklärte uns während des Rundganges durch die Brauerei, die Vorgänge des Schrotens, Maischens, Abläuterns, Würzekochens, Abkühlens, Gärens, Lagerns, Abfüllens und letztendlich den Vorgang des Trinkens, mit dem wir als einziges schon vertraut waren. ? In kurzen Stichpunkten: Malz wird geschrotet (Schroten) und mit Wasser gemischt (Maischen). Darauf hin werden die festen Bestandteile von der Flüssigkeit getrennt (Abläutern), die Flüssigkeit wird gekocht (Würzekochen) und Hopfen dazu gegeben. Danach wird Weizen auf 16°C und Pilsner, Hell, Dunkel und Märzen auf 8°C abgekühlt und Hefe dazu gegeben (Abkühlen). Nach einer Woche Gären und drei Wochen Lagern wird das Bier mit dem Namen Kesselbrau in Fässer, die so genannten Kegs gefüllt und unfiltriert zum Verkauf im „Ogni Ufi“ angeboten. Außer dem Vorgang des Bierbrauens erfuhren wir, dass die gesamte Technik und auch die Zutaten für das Bier aus Deutschland importiert werden, denn Deutschland ist nun mal die Nummer eins in Sachen Bier und allem was dazu gehört und so ist es auch nicht verwunderlich, dass wir hier in Ufa schon 4 deutsche Männer kennen gelernt haben, die in Brauereien arbeiten.
Nach diesem informativen Rundgang setzten wir uns in das Bistro „Sportchronik“ und plauderten noch ein wenig mit Christian. In mitten des Bistros steht ein Boxring, der sowohl zum Tanzen als auch ca. einmal in zwei Wochen zum Boxen von, unter anderem, russischen Meistern genutzt wird.
Nun wollten wir dem Kolosseum einen Besuch abstatten, denn an diesem Abend fand eine Veranstaltung, die sich „Nightpeople“ nennt statt. Die Nightpeople sind Dj’s aus Moskau, die vom Ogni Ufi für diesen Abend eingeladen worden sind. Unter russischer Disco stellte ich mir, wie wir es schon oft erlebt hatten, einfach nur gleich klingenden Techno vor und deshalb ging ich auch nicht mit sehr großen Erwartungen zu diesem Event. Was uns aber an diesem Abend erwartete überstieg meine Vorstellungen bei weitem und änderte meine Meinung, dass man Techno nur mit genügend Alkohol genießen kann. Die Stimmung war einfach grandios. Neben der, wie wir später erfuhren zweit größten Lightshow Russlands, hielten die Veranstalter immer neue Überraschungen für die tanzwütige Menge bereit. Verschiedene Artisten, darunter Trommler und Saxophonisten wurden unterstützt von Tänzerinnen, die ihr Publikum anheizten. Verteilt auf die Nacht schneite es Papierschnipsel, Konfetti, Luftschlangen und kleine Styroporkügelchen und lustige, bunte aufgeblasene Ufos flogen über die Köpfe der Tanzenden hinweg. In den frühen Morgenstunden tanzte letztendlich jeder mit jedem auf einem ca. 5cm dicken Teppich aus Papier und Styropor. Alles in allem war es eine wirklich gelungene Nacht und wir waren sehr froh, dass wir dank Christian dabei sein durften.
Um noch etwas mehr über diesen in Russland einzigartigen Komplex zu erfahren trafen wir uns ein paar Tage später mit dem Vizedirektor Vitaly Pilipchuk. Er teilte uns sehr interessante Fakten mit, so z.B., dass die ca. 600 Mitarbeiter des Komplexes pro Tag bis zu 4500 Menschen zufrieden zu stellen versuchen, die dem VIP Restaurant, Brauhaus, Kolosseum oder der Sportchronik einen Besuch abstatten. In diesen Lokalitäten finden jeweils verschiedene Events statt, weshalb man auch, abhängig von der Tageszeit und dem Umfang der Events, Eintritt zahlen muss. Das Ogni Ufi ist ein sehr großer Anziehungspunkt für alle Geschmäcker und jede Altersgruppe, denn kaum irgendwo in Russland findet man solch ein vielseitiges Angebot. So kann man im Kolosseum zu Rock genauso wie zu R’n’B und Techno tanzen oder einfach nur die Stimmung genießen. Konzerte wie von Bonney M., Apocalyptica, Patricia Kaas oder VIA Gra, einer bekannten russischen Band, die vielleicht der ein oder andere unter euch kennen mag, sind Anziehungspunkte für bis zu 1500 Menschen pro Event. Bei „Nightpeople“ waren „gerade mal“ 700 Menschen und das Kolosseum kochte vor Stimmung. Da frage ich mich schon, wie dann das Ambiente erst bei doppelt so vielen Menschen sein wird. Aber ich denke bzw. hoffe, dass wir das wir das innerhalb dieses Jahres noch herausfinden werden! Und jedem von euch sei geraten, es uns gleichzutun und dem Ogni Ufi, dem Feuer Ufas, einen Besuch abzustatten.
Katrin Hennig, Sergey Simonov