Sergej Korolyov 1937 (Quelle:Wikimedia Commons)

 

Buran

Die sowjetische Raumfahrt galt seit dem Start von Sputnik 1 im Jahr 1957 als weltweit führend. Sie wurde zeitweise vom amerikanischen Apollo- Programm und der Mondlandung 1969 eingeholt, war aber weiterhin vor allem im Bereich orbitaler Stationen präsent.

Der Wissenschaftler Konstantin Ziolkowski legte bereits Anfang des 19. Jahrhunderts, mit der Erforschung der theoretischen Grundlagen des Weltraumfluges, den Grundstein für das russische Raumfahrtprogramm. Eine große Hilfe für das russische Raumfahrtprogramm war die deutsche V2 und ihre deutschen Ingenieure, welche nach 1945 als Kriegsbeute nach Russland gebracht wurden. Die V2 wurde dann Schritt für Schritt in Sachen Reichweite Nutzlast und Präzision soweit verbessert, dass man sie als Orbitalrakete nutzen konnte. Die russische Raumfahrt stand wie die US-amerikanische in enger Zusammenarbeit mit dem Militär. Deshalb wurde die Identität von Sergei Koroljov ( er war der Kopf des russischen Raumfahrtprogramms) erst nach seinem Tod im Jahr 1966 der westlichen Welt preisgegeben. Die wohl herausragendste Leistung Koroljovs war wohl die Entwicklung der R-7 Rakete, welche 1957 als Interkontinentale Kriegswaffe konstruiert wurde, aber dann zur meistbenutzten Trägerrakete weltweit umfunktioniert wurde. Mit ihrer Hilfe wurden unter anderem der Sputnik ( erster Satellit) und Juri Gagarin (erster Mann im All) in den Weltraum befördert.

Ein weiterer Meilenstein des russischen Raumfahrtprogramms waren Lunik eins bis drei (1959-1963). Diese Flugkörper waren der Hauptbestandteil Russlands für den Wettlauf zum Mond. Lunik 1 flog am Mond vorbei und lieferte wichtige Daten im Bezug auf Strahlung, schlug dann aber eine fehlerhafte Richtung ein und ist heute noch auf direktem Weg zur Sonne. Lunik 2 hingegen war ein voller Erfolg, da er der erste Flugkörper war, welcher gezielt auf der Mondoberfläche einschlug und Daten über seine Oberfläche lieferte. Außerdem schoss Lunik 3 die ersten Bilder der Rückseite des Mondes. Das Lunikprogramm wurde 1963 durch das Luna Programm abgelöst, welches dazu diente, Mondgestein zur Erde zu bringen und einen Mondrover abzusetzen.

Ab 1980 begann die Sowjetunion mit dem Bau ihrer eigenen Raumfähre, der Buran. Die Buran war dem Spaceshuttle auf den ersten Blick sehr ähnlich, was aber nur daran lag, dass es mit der damaligen die einzige vorstellbare Form war. Sie war um einiges leistungsfähiger als das Spaceshuttle, so konnte die Buran z.B. 30 Tonnen mit sich ins All führen und das Spaceshuttle nur 25. Sie war dafür ausgelegt, mit Hilfe einer Trägerrakete, die Atmosphäre zu verlassen, den Orbiter abzuladen und danach selbstständig wieder zur Erde zurück zu kehren. Diese Trägerrakete war die Energija und sie  ist mit ihren 54 Metern Höhe und ihrem Startschub von 35000kN bis heute eine der leistungsfähigsten Raketen, die je gebaut wurden. Sie kam nur 2 Mal für Testflüge zum Einsatz, welche sie aber erfolgreich absolvierte. Die Buran war im Gegensatz zum Spaceshuttle nicht nur zum bemannten Flug konstruiert, sondern auch für ferngesteuerte und vollautomatische Flüge ausgelegt. Sie war eine widerverwendbare Raumfähre, wurde aber nie im Einsatz auf die Probe gestellt, sondern absolvierte lediglich einige unbemannte und einen bemannten Testflug. Es wurden drei Buran zwischen 1976 und 1988 gebaut. zwei der Raumfähren und die Energijaträgerrakete wurden allerdings durch einen Unfall ihm Hangar zerstört und sieben Arbeiter getötet, als das Dach der Halle zusammenbrach und die Millarden Euro teuren Objekte unter Tonnen von Schutt begrub. Das letzte noch existierende Exemplar der Buran steht momentan im Museum für Raumfahrt in  Speyer (Deutschland).Ein Nachbau der Buran steht heute in Moskau im Gorki Park und wird benutzt um touristen und anderen Interessierten zu zeigen, wie der Arbeitsplatz der Kosmonauten ausgesehen hätte.

Mit dem Ende des kalten Krieges und wegen Budgetproblemen wurde das Raumfahrtprogramm eingestellt und konnte bis heute trotz vieler Versuche nicht wiederbelebt werden, was aber die Hoffnung nicht nehmen soll, dass es in den nächsten Jahren vielleicht wieder ein Programm in der Richtung geben wird.

Pascal Hellfritsch, Juli 2013