Vom 3. bin zum 11. April fanden in ganz Baschkortostan vorrangig jedoch in Ufa zum wiederholten Mal die die Tage der deutschen Sprache statt. Eine Veranstaltung die hauptsächlich auf die Initiative des Vereins der deutsch-baschkirischen-Freundschaft zurückgeht und zu der wir als Muttersprachler natürlich oft geladene, gern gesehene Gäste waren.
Im ersten Moment war es befremdlich von völlig fremdem Menschen angerufen zu werden die einen zu den unterschiedlichen Veranstaltungen der deutschen Woche nahezu verpflichtend einluden – die Meldung über die Ankunft zweier neuer deutscher Studenten hatte sich unter den Deutschlehrern der Stadt anscheinend schnell herumgesprochen. Als ich aber sah mit welchem Aufwand und welcher Kreativität entweder von Grundschülern kleine Theaterstücke und Sketche aufgeführt wurden oder von Gymnasiasten anspruchsvolle Themen wie Umweltschutz oder der unterschiedliche Gebrauchs von Tiermetaphern im Deutschen oder Russischen in Form von Vorträgen bearbeitet wurden verstand ich weshalb die Verantwortlichen so großen Wert auf unserer Teilnahme gelegt hatten.
Der Höhepunkt der Tage der deutschen Sprache war jedoch zweifellos das Liederfest am Mittwoch. Was für ein Spaß: Grund-, Mittel- und Hochschüler versuchen sich in unterschiedlichster Form an deutschem Liedgut. Die musikalischen Darstellungen reichten von Kinderliedern („Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“) über zeitgenössische Popmusik (Rosenstolz „Liebe ist alles“ oder eine Akustikversion von Tokio Hotel „Rette mich“) bis hin zu traditioneller Volksmusik („Auf der schwäbischen Eisenbahn“).
Besonders bemerkenswert fand ich die Präsenz von Rammstein beim Liederwettbewerb; von ihnen wurden gleich drei Lieder dargeboten: „Rosenrot“, „Sonne“ und „Ohne dich“. Zumeist jedoch eher schlicht, wobei mehr Wert auf die martialische Wirkung der Lieder gesetzt wurde weshalb sie vom Aufwand der Bühnengestaltung im Vergleich mit den anderen Gesangsstücken die mit Fahnen, Verkleidungen oder Tänzen ausgeschmückt waren zwar nicht mithalten konnten aber trotzdem oft genug die Jury überzeugten.
Abgesehen davon dass mir schon vorher bewusst war dass Rammstein im Ausland oft beliebter sind als in Deutschland war ich tatsächlich überrascht dass mir hier in Russland während der deutschen Tage mehr deutsche Volkstümlichkeit geboten wurde als ich sie in meiner Heimat je erlebt hatte.
Ulrike Geier, April 2008