Dieser Artikel ist Margarita gewidmet. Sie ist eine Freiwillige, die ich während des Seminars kennengelernt habe. Margarita arbeitet mit jungen Müttern und ihren Kindern. Das sind Frauen, die nach der Entbindung oder in der Schwangerschaft kein Zuhause haben. Sie wenden sich an die Organisation, in der Margarita tätig ist. Diese Organisation stellt solchen Müttern Wohnfläche zur Verfügung und sorgt für ihre Kinder. Das alles kostenlos, aber nur unter der Bedingung, dass sie dort nicht länger als 3 Monate bleiben.
Manche denken, dass es leicht ist Freiwilliger zu sein. Vielleicht ändert man seine Meinung, nachdem man diesen Artikel gelesen hat…
Baschkirienheute: Hallo. Also, stell dich am besten erst mal vor – wir heißt du und wo genau in Deutschland machst du deinen Freiwilligendienst?
Margarita: Ich bin Margarita und wohne zurzeit in Hessen.
Baschkirienheute: Wie lange bist du schon in Deutschland?
Margarita: Seit drei Monaten.
Baschkirienheute: Wie heißt deine Freiwilligenorganisation?
Margarita: “Wir fördern unsere Kinder“.
Baschkirienheute: Was für einen Freiwilligendienst machst du dort?
Margarita: Also, am Anfang, hatte ich 2 Möglichkeiten zur Auswahl. Die erste war in der Stadt Schwerin, da sollte man mit behinderten Menschen arbeiten und die zweite war in Hessen – Arbeit mit den Kindern. Ich ließ mir Zeit zum Überlegen und entschied mich für die zweite Variante.
Baschkirienheute: Welche Aufgaben hast du dort?
Margarita: Ich soll auf die Kinder aufpassen. So habe ich sozusagen eine Mutterfunktion – die Kinder füttern, Milchflaschen vorbereiten, Säuglinge wickeln und dazu noch mit allen spielen. Normalerweise arbeite ich mit den Säuglingen oder Müttern und zwar bringe ich ihnen etwas für ihr zukünftiges Leben bei – z.B. wie man sich richtig ernähren soll. Aber es ist sinnlos, denn die Frauen nehmen sich das Obst nie selbst, sondern ich muss alles klein schneiden und ihnen bringen und erst danach essen sie es.
Meine Arbeit ist psychisch und körperlich anstrengend. Manchmal bin ich gleichzeitig mit 3 Säuglingen beschäftigt und dann weiß ich nicht mehr wo mir der Kopf steht. Das bedrückt mich. Ich habe starke Rückenschmerzen, weil ich die Kinder sehr oft auf den Arm nehme. Ich denke, dass mich das bis zum Jahresende noch “umbringt“!
Baschkirienheute: Was gefällt dir an deiner Arbeit?
Margarita: Meine Arbeit macht mir Spaß, alles passt. Für mich ist es ein gutes Praktikum für meine Zukunft. Ich hoffe, ich werde auch Mutter und dann weiß ich, wie ich mit meinen Kindern umgehen muss.
Baschkirienheute: Was hat dich an deiner Arbeit gewundert?
Margarita: Die Faulheit der deutschen Mütter! Das nervt. Sie sind schon daran gewöhnt, auf Kosten des Staates zu leben und keinen Finger krumm zu machen. Sie sind überzeugt davon, dass soziale Einrichtungen ihnen schon helfen werden. Sie brauchen nicht zu arbeiten, und trotzdem wird schon alles werden. Viele Mütter gehen nur zum Schein zum Jobcenter. Ich sehe, dass sie hier wie in einem Hotel wohnen. Die Mütter wollen die Küchen nicht putzen oder ihre Zimmer aufräumen, sie brauchen das nicht. Sie alle denken, dass es ja die Freiwilligen gibt, die das für sie erledigen. Ab und zu weiß ich deshalb nicht, wie ich mich bei solchen Personen verhalten soll. Jeden Tag beobachte ich und wundere mich nur, wie normale, gesunde Frauen dem Staat so auf der Nase herumtanzen können!
Baschkirienheute: Wie viel Frauen wohnen zurzeit dort?
Margarita: Momentan 6 Frauen.
Baschkirienheute: Jeden Tag stößt du auf das Schicksal verschiedener Menschen. Kannst du uns etwas Interessantes davon erzählen?
Margarita: Jedes Mädchen, jede Frau hat ihr eigenes Schicksal. Manche haben früher schon auf der Straße gewohnt, manche haben keine Freunde oder Verwandte, die ihnen helfen können und wieder andere, haben zwar Familie, die aber nicht helfen will. Das ist komisch!
Baschkirienheute: Gibt es etwas, was du gerne anderen sagen möchtest? Oder möchtest du irgendwelche Gedanken mit uns teilen?
Margarita: Sehr oft denke ich, dass wir verschieden sind. Am Anfang hatte ich eine andere Vorstellung von den Deutschen. Ich nehme einen großen Mentalitätsunterschied wahr. Hier fühle ich mich nicht zu Hause. Die Deutschen sind sehr nett, aber verschlossen und zurückhaltend. Ich vermisse die russische Seele!
Vera Tokarewa / Übersetzt von Alöna Mironowa, Juni 2014