Baschkortostan – das ist eine Gegend, die man im Ausland nur wenig kennt, in Russland selbst natürlich schon. Wenn ein Deutscher zufällig Ufa kennt und nicht nur aus dem Kreuzworträtsel, dann fällt ihm als erstes ein: Ural und große Industriestadt. Wenn ich Russen erzählt habe, was mein nächstes Reiseziel ist, Baschkortostan, dann kam oft die Assoziation, ach, da wo die Leute so gastfreundlich sind oder ach ja, baschkirischer Honig ist dort zu Hause.
Aber reicht das schon aus, um jemanden als Tourist in diese Region zu bewegen? Welche Motivation sollte jemand haben, nach Baschkortostan zu fahren, wenn er es gar nicht kennt oder sich nicht vorstellen kann, was ihn dort erwartet? Warum kennen so wenige Leute die Schönheiten Baschkortostans, und warum kennt man im Ausland kaum den Namen dieses Landstrichs?

Baschkortostan hat eine Menge von Sehenswürdigkeiten zu bieten, Naturschönheiten, kulturelle Besonderheiten, aber das wohl wichtigste hier sind die offenen, herzlichen und gastfreundlichen Menschen. Das gilt es auch als touristischen Faktor zu nutzen. Sehr oft beobachte ich, wenn ich als Reiseleiter in einem fremden Land unterwegs bin, dass die Leute 10 oder 14 Tage nie mit einem Bewohner des besuchten Landes in Berührung kommen, maximal noch, wenn sie ein Restaurant besuchen oder an der Rezeption im Hotel etwas fragen wollen. Natürlich gibt es verschiedene Bedürfnisse von Reisenden, aber ein Tourist, der sich langfristig entschließt, nach Russland zu fahren, hat meiner Erfahrung nach folgende Motivationen:

1. die kulturellen Schönheiten mit ihrer Geschichte kennenzulernen
2. Spaß und Action haben und sich vielleicht dabei sportlich betätigen
3. die für Westeuropa ungewöhnliche Lebensweise der Leute kennenlernen
4. selbst Einheimische treffen, kennenlernen, mit ihnen ins Gespräch kommen
5. die landestypische Küche kennenlernen
6. eine unberührte Natur sehen und auf keinen Fall Massentourismus erleben
7. neue, möglichst authentische Eindrücke gewinnen und vor allem, den eigenen Wissensstand über eine weitgehend unbekannte Region erweitern
8. günstige Reisekosten

Was hat Baschkortostan davon zu bieten?

• Es hat eine sagenhaft unberührte Natur
• Eine nicht beschreibbare Gastfreundschaft, sehr kontaktfreudige, auf den Ausländer neugierige Menschen
• Es ist ein Land mit reichen Traditionen, die sich in Musik und Tanz widerspiegeln
• Eine Vielfältigkeit des Lebens, Nostalgie und Moderne
• Es hat sehr gute Lebensmittel und eine reichhaltige, schmackhafte Nationalküche
• Vielschichtige Möglichkeiten, die Umgebung mit ihren Naturschönheiten kennenzulernen
• Kein Massentourismus, nur Individualtourismus

Welche Erfahrungen habe ich als Ausländerin im Tourismusgeschäft in Baschkortostan gemacht? Was ist verbesserungswürdig, damit diese Gegend sich zu einer vollwertigen international anerkannten Touristenregion entwickeln kann?

Ich persönlich komme seit über 15 Jahren jährlich nach Baschkortostan, nicht mehr als Touristin, aber da das eins meiner Spezialgebiete ist, schaue ich mit den Augen eines Tourismusspezialisten auch kritisch auf einige Aspekte. Ich selbst reise viel, war auf fast allen Kontinenten unterwegs, in mehr als 50 Ländern der Welt und kenne Baschkortostan besser als mancher Einheimische.

2009 habe ich selbst mit sehr großem Aufwand eine Touristenreise für deutsche Urlauber in Baschkortostan und Tatarstan organisiert, die ein voller Erfolg war, jedoch auch von vielen Schwierigkeiten im Vorfeld begleitet war.
Das begann mit den Hotelreservierungen. Ufa verfügt über eine ganze Reihe gut ausgestatteter Hotels mit einem internationalen Standard. Überall auf der Welt ist es üblich, eine mail an ein Hotel zu senden, man bekommt eine Antwort und somit ist die Reservierung abgeschlossen, und ich kann zum vorgegebenen Zeitpunkt anreisen. In Ufa ist das anders: Ich bekam 2 Wochen keine Antwort .Da ich vor Ort war, begab ich mich persönlich in die Hotels zur Reservierung und um mir die Zimmer vorher anzusehen.
Die Zimmer waren meistens in Ordnung, etwas seltsam war, dass einige 4-Sterne-Hotels keinen Schrank hatten. Auch ein Urlauber möchte doch seine Kleider aufhängen und nicht aus dem Koffer leben?
Sehr wundern musste ich mich, als mir zum Preis noch eine Reservierungspauschale genannt wurde, die tatsächlich bis zu 50 % der ersten Nacht betragen sollte. Ich willigte ein, in der Annahme, dass diese 50 % mit dem Hotelpreis bei Anreise verrechnet werden. Keineswegs! Es ist eine Zusatzpauschale für die Dienstleistung Reservierung! In dieser Höhe! Der Tourist wird also bestraft, dass er tatsächlich anreist und das Hotel mit seiner Reservierung doch besser planen kann. So etwas habe ich noch nie auf der Welt erlebt! Nur im April 2009 in Ufa. Nun nahm ich an, dass es vielleicht nur in einem Hotel so ist und der Direktor möglicherweise die Gesetze der Marktwirtschaft nicht versteht. Nein, es kamen in 3 Hotels diese Antworten! In einem anderen Hotel wurde gerade saniert, sodass der Gast nicht hätte frühstücken können. Wenn es aber eine Einschränkung der Dienstleistung gibt, muss doch der Preis herabgesetzt werden, oder? Das war leider nicht der Fall. Ein anderes Mal wollte ich in einer bekannten Touristengegend Baschkiriens ein Hotel buchen. Ich hatte ca. 5-6 Hotels aus dem Internet mit Telefonnummer herausgeschrieben und rief an, um eine Buchung vorzunehmen. Ich bekam bei 4 Hotels keinen von der Rezeption ans Telefon. Brauchen diese Hotels keine Touristen? Die ganze Nacht ist die Rezeption besetzt, warum werden die Telefone dorthin nicht umgeleitet?Nach langer Aufregung fand ich ein Hotel, ein hübsches Zimmer mit einem anständigen Preis.

Kurz nach dem Einchecken habe ich die Besitzerin des Hotels am Telefon, die mir klarmacht, dass Ausländer in ihrem Hotel nichts zu suchen haben, diese müsste sie ja registrieren und dafür hat sie keine Zeit! In Deutschland würde man in so einem Fall den Besitzer wegen Ausländerfeindlichkeit verklagen und er hätte nie wieder Kunden. Enttäuscht von der baschkirisch-tatarischen Gastfreundschaft gingen wir an diesem Abend ins Bett.

Oft wurden mir auch Hotelpreise genannt ohne Frühstück. Normalerweise ist es üblich, dass jedes Hotelzimmer mit Frühstück angeboten wird. Welcher Urlauber oder Geschäftsreisender möchte gern hungrig zur Stadtexkursion aufbrechen?

Dasselbe ist mir auch kürzlich in einem nahegelegenen Skigebiet passiert. Schlafen können Sie, aber das dazugehörige Cafe öffnet erst um 11 Uhr, sie können ja mit leerem Magen auf die Skipiste gehen. Oft scheint mir die Abstimmung zwischen Hotel und dazugehörigem Restaurant nicht zu klappen, was sehr schade ist. Kommunikationsprobleme könnten schnell behoben werden.

Als nächstes möchte ich eine Stadtführung in Ufa buchen, um alle Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu besuchen. Ich finde keinen Anlaufpunkt, wo das offiziell möglich ist! Also muss ich wieder alle Bekannte fragen. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es an der BGU, an der Fakultät für Fremdsprachen phantastisch ausgebildete Stadtführer gibt, die ein fehlerloses Deutsch sprechen. Frau Dr. Irina Faritovna Ganieva hat sich seit mehreren Jahren dieser Sache angenommen und sehr gute Stadtführerstudenten ausgebildet. Aber woher weiß ich das als ausländischer Besucher? Ich habe also einen sehr guten jungen Mann gefunden, der meinen Gästen in perfektem Deutsch die Stadt zeigt. Nun möchte ich noch einen Museumsbesuch vereinbaren, um den Gästen die baschkirischen Traditionen näher zubringen. In einem Museum werde ich gleich vor der Tür abgefertigt: „Hier dürfen sie nur rein, wenn sie eine Gruppe von 10 Personen sind und nur nach Voranmeldung und nur mit Führung!“ sagt die Stimme von drinnen. Ich bin verschreckt, wundere mich über den gastunfreundlichen Kommandoton und suche das Weite. Man will mich nicht als Besucher- schade! Dann probiere ich es in einem anderen Museum. Doch wo war jetzt das Museum? Es gibt in der ganzen Stadt nicht ein Hinweisschild auf dieses phantastische Museum, nicht mal auf baschkirisch! Nachdem ich drei verschieden Leute auf der Strasse befragt habe, finde ich es, aber was macht ein Gast, der der russischen Sprache nicht mächtig ist? Im zweiten Museum habe ich mehr Glück, denn man kennt die Studentenguides, und ich bekomme wieder einen perfekt ausgebildeten jungen Mann mit akzentfreiem Deutsch pünktlich zum angegebenen Zeitpunkt gestellt. Doch hier kommt die nächste Überraschung: die Eintrittspreise. Ein ausländischer Gast soll das Dreifache des Preises zahlen als ein russischer Gast. Wieso? Für die gleiche Leistung? Ist das nicht eine Diskriminierung des Fremden? Das passt gerade nicht in mein Bild des so gastfreundlichen Baschkiriens! Zu diesem Thema gab es bereits ein Gerichtsurteil, da man diese Methode in St. Petersburg und Moskau auch gern anwendet. Ich bin wieder etwas irritiert, gibt es denn nur reiche Ausländer, denen man das Geld aus der Tasche ziehen muss? Ein weiteres Problem für jeden Fremden in Ufa ist das Bus fahren. Obwohl ich schon so oft in Ufa war, sogar länger hier gelebt habe, weiß ich noch immer nicht, wohin diese vielen hundert Busse fahren. Es gibt keinen Plan an der Haltestelle, kein Verkehrsleitsystem. Wie oft bin ich in einen Bus gestiegen, wo zwar mein Ziel angeschrieben war, er dann aber irgendwie eine andere Strecke fuhr und ich wieder zu spät kam! Die pünktlichen Deutschen! Am liebsten fahre ich Straßenbahn, da kann man sich nicht so schlimm verirren, aber leider sind in den letzten Jahren viele Straßenbahnschienen abgerissen worden. In meiner Heimatstadt Dresden ist die Straßenbahn das schönste, bequemste, sicherste, schnellste, umweltfreundlichste und billigste Verkehrsmittel. Hier sehen die Verkehrsplaner das leider anders.

Für den nächsten Tag möchte ich ein Mietauto bestellen, das funktioniert, aber nicht problemlos. Seit einigen Jahren gibt es in Ufa mehrere Verleihstationen, leider zu wenige, um eine echte Konkurrenzsituation herzustellen. Die Preise sind europäisch aber die Qualität der Autos nicht! Dieses Problem trifft man leider noch zu oft und in fast allen Lebensbereichen in ganz Russland -der Kunde soll viel bezahlen, aber die entsprechende Qualität wird nicht erfüllt.

Der nächste Programmpunkt war der Besuch eines Skigebiets, meine Gäste möchten den sonnigen Wintertag und den glitzernden Schnee nutzen. Von einigen unmotivierten Polizeikontrollen mit einem gewissen Schmiergeld für verarmte Polizisten abgesehen, gelangen wir auf gut geräumten Straßen in das Skigebiet. Wir möchten spontan ein Hotel haben, und auch hier fehlt eine Anlaufstelle dafür. Dann werden uns in einem Skiverleih 2 Hotels angeboten, ein durchschnittliches mit sehr kleinen Zimmern für sage und schreibe 5200 Rubel pro Nacht. Das Bad muss ich mir mit meinem Nachbarzimmer teilen. Diesen Preis empfinden meine Gäste als nicht angemessen, als Wucher. Ein anderes Hotel ist klein, sauber, aber es müssen 4 Leute in einem 10 qm großen Zimmer schlafen, auch das ist international wenig üblich. Der Preis beträgt 350 Rubel pro Person. Das erscheint mir nun wieder sehr billig, wie kann das Hotel mit solchen Preisen geführt werden? Es stellt sich heraus, dass das Zimmer keine Heizung hat. Ein kleiner Elektroofen tut es auch. Aber wer baut bitte Hotels in einer Region, die im Winter -40 Grad Kälte hat ohne Heizung? Es kann aber auch kein Sommerhotel sein, denn im Sommer hat die Gegend hier keinerlei Tourismus. Beide Zimmerpreise zeigen mir, dass hier irgendwo die Relationen nicht da sind und der internationale Vergleich fehlt. Im teuren Hotel soll ich sogar den Parkplatz noch extra bezahlen. Müsste das nicht eine Dienstleistung sein, die zum Hotelpreis gehört?

Ein nächster Schock erwartet uns bei der Skiausleihe. Die Preise sind kosmopolitisch hoch, das Dreifache von Österreich, die Abfahrten genauso teuer, die Ski nicht alle in bester Qualität.
Auch hier erwartet uns also wieder Abzocke, doch als Tourist habe ich keine andere Wahl. Als die Lifte um 17 Uhr schließen, wollen wir in das auf dem Hang nett gelegene Café, um einen heißen Tee zu trinken. “Wir schließen jetzt, wir haben Pause, kommen sie in einer Stunde wieder!“ ist die Antwortet. Wir sehen uns fragend an. Wieso schließt das Cafe, wenn doch jetzt nach Ende der Abfahrt alle Urlauber ins Cafe wollen und den schönen Schneetag ausklingen lassen wollen? Sie bringen doch Geld. Will der Betreiber denn kein Geld verdienen? Wie soll ich in einer Stunde wiederkommen, wenn die Lifte nicht mehr fahren? Gut dann gibt es keinen Tee, wärmen wir uns in der Schwimmhalle auf.

Wir packen unsere Badesachen und freuen uns auf eine Runde schwimmen. Da schallt es uns schon wieder unfreundlich entgegen: Wir schließen gerade zum Putzen, kommen sie in einer Stunde wieder. Wieso wird denn mitten am Abend, wenn alle ins Schwimmbad wollen, die Halle geschlossen zum Saubermachen? In Europa ist es üblich, zu säubern wenn die Gäste nicht mehr da sind. Wieder sind meine Gäste frustriert. “Andere Länder, andere Sitten“, versuche ich meine Gäste bei Laune zu halten. So essen wir inzwischen ein duftendes Schaschlyk auf der Straße und warten, dass die Zeit vergeht. Als es 22 Uhr wird, ist die Schlange riesenlang. Oh Gott, wie zu Sozialismuszeiten! Aber warum nicht noch einmal ein Stück Sozialismus erleben, denke ich optimistisch. Die Schlange rutscht langsam vorwärts, obwohl 3 Arbeitskräfte hinter der Kasse stehen. Jetzt erkenne ich: Für jeden Gast wird eine Eintrittskarte mit Vorname, Vatersname und Familienname ausgefertigt. Jeder muss unterschreiben, dass er nüchtern ist und die Bedingungen für den Badeintritt anerkennt. Jetzt sind wir an der Reihe und müssen uns erstmal rechtfertigen, warum die Deutschen keinen Vatersnamen haben. Habt ihr keine Väter? Um die Damen hinter der Kasse zu befriedigen und die Schlange nicht noch mehr aufzuhalten, denken wir uns schnell einen Vatersnamen aus. Wir sollen noch zum Dermatologen gehen, auch eine völlig unbekannte Einrichtung. Könnte so ein Dermatologe wirklich im Vorbeigehen alle Hautkrankheiten erkennen? Aber er ist abends nicht mehr da. Inkonsequenz? Können nur am Tag Hautkrankheiten mit ins Bad gebracht werden? Nun dürfen wir endlich das Bad betreten und trauen unseren Augen nicht: Überall sitzen Badegäste und trinken Bier! Haben wir nicht gerade unterschreiben müssen, dass alle nüchtern sind? Ich verstehe Russland nicht mehr. Doch ich kann froh sein, dass man spontan baden kann, in Ufa brauche ich vorher auch erst medizinische Bescheinigungen und einen regelmäßigen Termin zum Baden!

Nach dem Baden gehen wir in ein Restaurant. Dort werden wir positiv überrascht! 4 junge Männer bedienen uns lächelnd. Sie reichen die geöffnete Speisekarte, sie bringen die Gerichte gleichzeitig, das Essen ist warm und sehr schmackhaft, sogar liebevoll angerichtet. Wir sind begeistert. Zwei Wochen lang sind sie speziell geschult worden, haben eine Prüfung vor einer Kommission abgelegt. Der Chef achtet auf Qualität und dementsprechend war das Restaurant auch gut besetzt.

Am Morgen das ganze Gegenteil. In einem Cafe werden wir mürrisch empfangen. Wollen Sie etwa frühstücken, scheint das Gesicht der Kellnerin zu fragen? Wir werden als erstes mit Rockmusik beschallt. Da wir die einzigen Gäste sind, hätte man uns ja fragen können, welchen Musikgeschmack wir haben. Die Hälfte der Gerichte auf der Speisekarte ist nicht vorrätig. Wieso stehen sie dann drauf? Auch das ist ein schlechtes Image für ein Restaurant. Wir bestellen nach russischer Sitte, Salat, Suppe, ein Hauptgericht, Tee und Kaffee. Alles wird gleichzeitig gebracht und wir wissen nicht, was wir zuerst essen sollen, irgendwas wird gleich kalt, ich hasse kaltes Essen!
Abgeräumt wird schnell, aber schon wieder ist mein Besteck weg. Regel Nr.1 in Russland, so hat man mir eingepaukt: Immer das Besteck bis zum letzten Gang retten. Ich habe vergessen, wo ich war, und das nicht beachtet. Es gibt kein neues Besteck, ich nehme die Löffel meines deutschen Nachbarn! Der schaut mich unglaubwürdig an.

Baschkortostan hat in den letzten Jahren erkannt, dass der Tourismus ein Wirtschaftsfaktor sein kann und dass er einer Region zum Prestige verhelfen kann. Es gibt bereits viele gute, sichtbare Ansätze. Die Tourismuswirtschaft schafft unzählige neue gute Arbeitsplätze, wenn sie richtig betrieben wird. Es gibt Länder auf der Welt, die einen großen Anteil vom BIP nur durch Tourismus erarbeiten.
Aber der Gast muss spüren, dass er mit offenen Armen in der Stadt empfangen wird, ganz nach baschkirisch-tatarischer Tradition. Was könnte man dazu tun?

Es gibt z.B. in der Einkaufspassage „gostiny dvor“ unzählige Stände, die Handys verkaufen, aber nicht einen Stand, der als Stadtinformation fungiert.
Dort müssten mehrsprachige Stadtpläne angeboten werden, Theaterkarten, Hefte mit kulturellen Vorschlägen, Stadtexkursionen, Hotels vermittelt werden und Museumsführungen. Dazu sollten typische Souvenirs verkauft werden, wie es in den Hotels schon üblich ist. Es könnte einen Plan geben mit allen Fahrtrouten der Busse, Marschrutkas und Straßenbahnen, damit man sich als Gast schneller orientieren kann. Der Plan könnte an allen Haltestellen ausgehängt werden. In allen guten Restaurants könnte man die Speisekarten auf russisch, baschkirisch und englisch anbieten, ebenso die Stadtpläne mehrsprachig gestalten.
Im Stadtzentrum könnten Wegweiser stehen, wo sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden. Stadtexkursionen können auch für Einheimische angeboten werden, nicht jeder kennt seine Stadt schon gut. Spezielle Angebote für Kinder sind denkbar, Stadtrallys oder Suchspiele.
Vielleicht ist auch ein Stadtrundfahrtbus denkbar, der stündlich eine bestimmte Route abfährt. In der Umgebung sind Angebote wie Ethnotourismus denkbar, Ausbau der Reitangebote, geführte Wanderungen, Höhlenbesuche, Paddeln, Einrichtung von Zeltplätzen für Wohnmobile usw.

Aber der wohl wichtigste Faktor ist das Lächeln, die Freundlichkeit. Ich freue mich neuerdings in jedem Laden, wenn die Kassiererin zu mir sagt; Danke für Ihren Einkauf, kommen sie wieder! Vor ein paar Jahren hieß es immer: Öffnen sie ihre Tasche, wir kontrollieren, ob sie was geklaut haben. Ich möchte als Tourist willkommen sein, ich möchte erwünscht sein. Dann komme ich auch gern wieder. Tourismus ist eine Dienstleistung, für die der Gast bezahlt. Im Dienstleistungsgeschäft muss Freundlichkeit die oberste Priorität haben. Das haben viele in diesem Sektor bereits verstanden und Verbesserungen in den letzten Jahren sind unübersehbar. Ich bin überzeugt davon, dass Baschkirien in den nächsten Jahren zu einem Anziehungspunkt für einheimische und ausländische Touristen werden kann, wenn alle mit vereinten Kräften am Stadtimage arbeiten.

 

 

 

 

 

Dr.Verena Barth
Tourismusexperte in Dresden
Mai 2010