Am Sonntag, den 31. März, sind die russischen Bewerber für den diesjährigen Halle-Ufa-Austausch in ein außerhalb von Ufa gelegenes Kinderheim gefahren. Dort haben sie anderthalb Stunden lang Musik, Theater und Sketche vom Feinsten präsentiert und das junge Publikum begeistert.
Als Teil des Bewerbungsprozesses für den Austausch zwischen Ufa und Halle soll die soziale Komponente nicht zu kurz kommen. Letztes Jahr sind die Bewerber in ein Tierheim gefahren. Die diesjährigen russischen Bewerber haben sich dafür entschieden, in einem Kinderheim in der Nähe von Ufa für ordentlich Stimmung zu sorgen – und das ist ihnen mehr als gelungen.
In einem kleinen Saal in dem Heim versammelten sich die ungefähr zwanzig Bewerber hinter einem Vorhang und ließen die jungen Zuschauer nicht lange warten. Begonnen wurde das Spektakel mit einer kurzen Einleitung und einem Klatschspiel, bei dem man zunächst sehr leise klatschen musste, aber dann immer lauter wurde. Dann wurde der rote Faden der Aufführung eingeführt. Ein junger Mann in weißem Tank Top und dunkler Jogginghose betrat die Bühne und begann in einem imaginären Fernseher herum zu zappen. Die Programme, die er dabei einschaltete, wurden dann live auf der Bühne präsentiert. Im Laufe des Stücks erhielt er Gesellschaft von seiner Frau mit Lockenwicklern im Haar, die darauf bestand, das Programm mit zu bestimmen.
Eine Bewerberin tanzte in baschkirischer Tracht baschkirische Volkstänze zu baschkirischer Musik – na, wenn das nicht Traditionsbewusstsein ist. Darauf folgte ein etwas anderer Tanz: ein Mädchen vollführte mit zwei Hula-Hoop-Reifen akrobatische Kunststücke. Die Liveacts wurden immer wieder durch belustigende Zwischenmoderationen und –spiele unterbrochen. Nach einer Gesangseinlage, in der ein romantisches Lied präsentiert wurde, stürmten plötzlich Cowboys die Bühne und tanzten zum Song Cotton Eye Joe von Rednex.
Auch die kreative Ader des jungen Publikums wurde gefordert. Bei einer Art Mal-Wettstreit mussten zwei gegnerische Gruppen auf jeweils einem Plakat zeigen, wer die besseren Ideen hat. Es folgte wieder ein Tanz, diesmal zum Song Beat It von Michael Jackson. Zwei Mädchen im Michael-Jackson-Outfit versuchten, den King of Pop nachzuahmen und zwei Mädchen im Tutu bildeten den tänzerischen Gegenpart.
Nach einem weiteren Song, der mit einer Gitarre begleitet wurde, konnten die Zuschauer ein Puppenspieltheater genießen, bevor kostümierte Darsteller die Bühne betraten und einen wilden Tanz aufführten, der afrikanischen Stammestänzen ähnelte. Damit auch das Publikum das Tanzbein schwingen konnte, wurde ein großer Tanzkreis gebildet und jeder dazu eingeladen, einfache Bewegungen mitzutanzen. Abgerundet wurde die gesamte Vorstellung dann von einem weiteren Song, der von zwei Teilnehmerinnen präsentiert wurde. Zum Schluss erhielten die Kleinen auch noch Süßigkeiten und Luftballons.
Dem unbeteiligten Zuschauer drängten sich unweigerlich folgende Fragen auf. Woher nehmen diese jungen Leute ihre beneidenswerte Kreativität? Und ob die deutschen Teilnehmer ein solches Programm auch auf die Beine stellen könnten…?
David Witkowski, April 2013