Die Lange Nacht der Wissenschaft ist ungefähr dasselbe, wie der Tag der offenen Tür in den russischen Universitäten. Der Unterschied liegt nur in der Tageszeit und außerdem noch an der Gestaltung der Veranstaltung. In Deutschland wird sie im großen Maßstab organisiert und verläuft interessanter. Forscher teilen den Besuchern ihre interessanten Experimente mit. Es gibt Führungen durch Fakultäten, Bibliotheken und Museen. Die Wissenschaft wird den Gästen eindrucksvoll vorgestellt aber manchmal auch zu stark vereinfacht.
Dieses Jahr gab es im Laufe der Langen Nacht 370 Veranstaltungen. Jeder Interessierte, der die Veranstaltungen aller Fakultäten besuchen wollte, konnte den kostenlosen Bus oder eine historische Straßenbahn benutzen.
Im Hof der Fakultät für Slavistik in der Dachritzstraße trat traditionsgemäß das Theater DADAZ auf. Es hat wie immer deutsch-russische Avantgarde in die Massen getragen.
In der Fakultät für Chemie gab es kleine Explosionen und Verwandlung der chemischen Stoffe. Die Zahnärztliche Abteilung der medizinischen Fakultät wurde für eine Nacht zum Vergnügungsplatz, an diesem Abend musste man sie nicht als Angstquelle der Bohrmaschine betrachten. Man konnte sich an die Stelle seines Zahnarztes setzen und ein Paar Löcher in die Zähne der Attrappe bohren. So hat z.B. ein siebenjäriger Junge fast die Hälfte der Oberzähne der Schaufensterpuppe rausgezogen und hat dabei sehr viel Spaß gehabt, wie man auf seinem strahlenden Gesicht sehen konnte. So wird man Arzt, meine Damen und Herren.
Was auf dem Uniplatz passierte, sah nicht so aus, wie eine Nacht der Wissenschaft, eher als Platz, wo man sich ausruhen und entspannen konnte. Gerade deshalb gab es hier mehr Studenten, als in den Unterrichtsräumen mit den ernsten Vorträgen. Außerdem konnte man direkt vor den Türen des Hauptgebäudes Würstchen kaufen und Bier trinken. Man konnte auch gleichzeitig Debatten der Studenten zu einem Thema, das im wahrsten Sinne des Wortes aus der Luft genommen und sehr weit von den ernsten realen Problemen ist, zuhören. Das Thema hieß: „Wer soll der Mensch sein, der als erster auf dem Mars landet?“
Aber der nächste Punkt des Programms war wirklich interessant – „Sport-Highlights“, die das Sportzentrum der Universität vorbereitet hatte. Dagegen kann man nichts sagen, auch Sport ist Wissenschaft. Das bedeutet, dass Bauchtanz, Hip-hop und Jonglieren auch Wissenschaften sind.
Das grandiose Finale war die Hallumination – eine Projektionsshow zum Thema „Deutsche Geschichte“. Die Projektionen wurden gleichzeitig auf zwei Gebäuden gezeigt, dem Löwengebäude und der Bibliothek des Juridicums. Es gab viele Zuschauer. Und sogar Studenten, die sehr fleißig in dieser Bibliothek lernten, kamen für ein Paar Minuten raus, um das zu sehen. Das bedeutet, dass das Ziel erreicht wurde. Die Lange Nacht der Wissenschaft bewies noch mal, dass das Lernen ein Licht ist und nicht nur Stress und Sorgen wegen Prüfungen, Seminare und Vorträge.
Venera Yusupova, Alsu Achsanova, Juli 2008